Nacht 7 - 21.06. - 22.06.09

Morgens fühle ich mich wie ausgewechselt. Meine Abwehrkräfte hatten glücklicherweise nicht parallel Urlaub. Nach dem Frühstück trete ich aber noch ruhig und relaxe ein wenig, schließlich befinde ich mich ja in den wohl verdienten "Ferien". Nach der obligatorischen Auswertung der vergangenen Nacht und der Vorbereitung der kommenden Nacht gehe ich ein paar Schritte um die Sternwarte. Der Himmel ist vollkommen wolkenlos. . Die Nacht scheint gut zu werden.


Abenddämmerung (Klick für Videosequenz 1,1MB)

Nach Sonnenuntergang und pünktlich zum Abendessen erreicht Friedhelm die Farm. Er besuchte das Südsternfreundetreffen in der Nähe des Brandberges und hatte den Tag etliche Kilometer auf der Schotterpiste hinter sich gebracht. Mit auf dem Jeep der heiß ersehnten 24" Dobson und das 25x150 Großfernglas, das wir von ICS gemietet hatten. Trotz Dunkelheit steht das Teleskop innerhalb von 20 Minuten einsatzbereit und justiert auf der Wiese des Innenhofes. Für den Aufbau und der Nutzung des Teleskops ist es klar von Vorteil, dass die meisten von uns selber Teleskope ähnlicher Größe unser eigen nennen, diese sogar selbst gebaut hatten.

Neben dem Teleskopaufbau ist ein seit Tagen das schönste Zodiakallicht zu beobachten


Zodiakalkegel am Abend

Während wir uns zu den eigenen Teleskopen begeben nutzt Friedl die Chance Bernds Montierung für einige Aufnahmen zu nutzen. Für ein ungekühlten Visuellen nicht schlecht, ich hätte es nicht viel besser machen können ;-)


Milchstraße mit Kohlensack unterhalb des Kreuz des Südens (Mitte) und Emissionsnebel Eta Carina (rechts unterhalb)


Friedl (ausschließlich visueller Beobachter) versucht sich mit 200mm Brennweite und 3 Minuten Belichtungszeit an Eta Carina und dem OC NGC 3532

Die Zeit der langen Nächte bricht an, schließlich ist mit Mond erst nach Einsetzen der astronomischen Dämmerung zu rechnen. Während sich Friedl fotografisch im Centaurus bewegt, versuche ich visuell noch ein tolles Objekt zu erhaschen.

Danach bleibt noch genug Zeit um mich endlich den für uns Nordeuropäer schwierig zugänglichen südlichen Teilen der Hydra - Wasserschlange zu nähern.

Für das völlig unscheinbaren Südpolsternbild Octans - dem Oktant habe ich nur ein Objekt verzeichnet. Bevor dieses aber eingestellt werden kann versuche ich zunächst einmal das Sternbild zu finden, was sich als recht schwierig herausstellt. Ich erinnere mich an die von der Sternwarte hallenden Flüche, als vor Tagen mehrere Teams Jagd auf das Oktantquadrat mittels Polsucher gemacht hatten. Als der begrenzender Faktor stellte sich aber nach längerer Fehlersuche der völlig verdreckte Polsucher mit Transmissionswerten gegen Null heraus.

Doch für die nächsten Stunden ist erstmal Schluss mit lustig. Eine für die Reise geplante Beobachtung aller Terzan Kugelhaufen steht an, siehe eigenes Projekt. Neben Erfahrungen von Ronald Stoyan und eigenen Beobachtungen aus nördlichen Breitengraden teile ich mir die Beobachtung in zwei Stufen ein. Zunächst versuche ich die vermeintlich leichten Haufen mit 12" bzw. gemeinsam mit Achim und seinem 17" zu beobachten. Für Stufe zwei plane ich den 24" zu nutzen. Los geht es...

Nach den harten Nüssen genehmige ich mir gegen 1.30 eine Pause und tanke etwas Kaffee und knabbere an mehreren Kudukeksen herum. Die Pause im Farmgebäude wirkt sich auf eine etwa 10 Stunden dauernde Nacht sehr positiv aus. Es ist eine tolle Atmosphäre, da man sich meist mit den anderen Beobachtern trifft und über die Ergebnisse austauscht. Nach vollständigen Entleeren der Thermoskannen schöpfen wir wieder Motivation, die Nacht hat noch gut 3 Stunden. Zunächst gönne ich mir aber noch ein "Schmankerl".

Der Skorpion bewegt sich langsam aus dem Zenit. Es ist daher an der Zeit mich intensiver darum zu kümmern. Für viele ist es das schönste Sternbild am Himmel.

Genug im Skorpion, bevor es zum nächsten Sternbild geht besuche ich einen direkten galaktischen Nachbarn - Grüße in die Lokale Gruppe

Letztes Sternbild der Nacht soll Phönix (lat. Phoenix) werden.

Der Zodiakalkegel wird immer auffälliger und wirkt für den Himmelsbereich indem er steht sogar als störend. Die Dämmerung ist nicht mehr fern, sodass ich nur noch einen kurzen Abstecher ins Sterbild Tucana - dem Tukan machen kann. Als Sternbild nicht sehr auffällig enthält es doch eines der Paradeobjekte des Südhimmels, die Kleine Magellanische Wolke.

Es ist bereits nach 5.00 Uhr. Während das erste Team bereits gegen 4.00 Uhr die Segel gestrichen hat, ist der Rest auch langsam beim Abbauen. Die Planeten sind wie jeden Nacht die letzten Objekte. Nach Jupiter und Venus zeigt der nur 5" messende Mars bereits dunkle Flecken - erste Ansätze von Struktur am winzigen Scheibchen. Zusätzlich zu den morgendlichen Planeten gesellt sich nun auch Merkur dazu, der neben Aldebaran in den Hyaden zu finden ist. Auf einen Blick werden so 3 Planeten sichtbar, ein schöner Anblick.


Morgendämmerung mit Venus, links daneben Mars, unterhalb die aufgehenden Plejaden, knapp rechts unterhalb Merkur, sowie rechts davon Aldebaran in den Hyaden

zur nächsten Nacht