Nacht 2 - 16.06. - 17.06.09

Gegen 9.00 Uhr treffen wir uns alle ungewöhnlich zeitig zum Frühstück am runden Tisch. Friedl und ich sind die letzten, was in den nächsten Tagen so bleiben soll. Das Gedeck ist reichhaltig, es fehlt an nichts, lediglich von der Marmelade halte ich Abstand. Es ist allerdings fehl am Platz an einem solch ausgesetzten Platz mitten in Afrika großen Ansprüche zu fordern.

Da uns der geplante Nachtaufenthalt auf dem Gamsberg verwehrt bleibt und eine Besteigung des benachbarten Kleinen Gamsberges mit Ausrüstung so gut wie unmöglich scheint disponieren wir um - Codewort GKGB (ganz Kleiner Gamsberg). Dieser nennt sich "Walters Point", eine Anhebung mit sehr guter Horizontsicht in allen Richtungen. Der GKGB ist in gut einer halben Stunde Gehzeit vom Farmgebäude problemlos erreichbar. Friedl und ich erkunden diesen Platz und befinden ihn für "astrotauglich". Am Abend des 25.06. sollen wir diesen Aussichtpunkt wieder besuchen.


am Aussichtspunkt "Walters Point" (GKGB), im Hintergrund die Farm mit Sternwarte

Nach der Wanderung steht noch die notwendige Gerätewartung an, Lager säubern, Adapterplatten montieren und mittels mitgebrachten Spezialwerkzeug die empfindlichen Optiken justieren.


vor der Dämmerung noch Instrumentenpflege und Gerätejustierung

Von Morgens an ist es wolkenlos. Das blau des Himmels ist sehr tief, die Sonne lässt sich mit einem Finger komplett abdecken, ein Zeichen, dass sich weder Feuchtigkeit, noch Dreck oder Buchenpollen in der Luft befinden. Nach Sonnenuntergang schreitet die Dämmerung schnell voran. Das erste Mal sehen wir den sehr auffälligen Erdschatten. Im Hochgebirge zwar auch sehr intensiv wahrzunehmen toppt dieser meine bisherigen Eindrücke.


der erste Erdschatten

In der kurzen Dämmerungszeit findet ein für uns ungewohntes Spiel der Farben statt. Traumhaft, dass wir dieses direkt vom Esstisch verfolgen können. Eine sicher einmalige Aussicht durch die großen verglasten Flächen ermöglicht uns dies.


Dämmerungsfarben am Abend

Vor dem Abendessen suchen Achim, Hubert und ich Plätze für die Teleskope aus. Wir entscheiden uns für einen Standort südlich der die Farm umgebenden Mauer und bauen bereits auf, sodass es nach dem Abendessen sofort losgehen kann.

Bevor ich mit dem eigentlichen Südprogramm starte möchte ich noch 3 ausstehende, sehr südlich stehende Abell PN meines Beobachtungsprojektes versuchen. Meine Teleskopzeit fängt also offiziell an.

Die Abells sind durch, im Vergleich zu den kommenden Objekten zwar nicht sonderlich spektakulär, aber doch mit eigener Faszination. Nun folgt mein Südhimmelprogramm. Diese habe ich in eine Liste gegliedert, die nach Sternbildern geordnet die jeweiligen Objekte zeigt. Diese sind zusätzlich nach Abend-, Mitternacht- und Morgensichtbarkeit geordnet. Einsteigen tue ich bei dem kleinen Sternbild Antila - der Luftpumpe, bei dem ich zwei Objekte verzeichnet habe.

Gegen 22.00 Uhr kommt Wind auf. Unsere nicht ganz windresistenten Reiseteleskope halten diesen nur bedingt stand, sodass wir an einen windgeschützten Platz umbauen. Dort nehme ich mir das an schönen Deep Sky Objekten gut bestückte große Sternbild Carina - dem Schiffskiel vor. Diese steht mitten in der Milchstraße und beherbergt mit der Region um den Eta Carina Nebel die für mich interessanteste Region am Himmel überhaupt. Bevor ich mich einzelnen Objekten widme schwenke ich eine gute halbe Stunde planlos im Sternbild umher - ein Traum. Gesichtsfeld für Gesichtsfeld wechseln sich Offenen Sternhaufen, Kugelsternhaufen, helle Nebel und Dunkelnebel ab, einer schöner als der andere. Von den anderen höre ich, dass es ihnen bei dieser Region ähnlich geht. Doch zu den Objekten.

Weiter geht es in dem ebenfalls mitten in der Milchstraße postierten großen Sternbild Centaurus, bekannt durch seinen hellen Kugelsternhaufen und der massiven Radiogalaxie. Erste Ziele sollen aber andere Objekte sein.

Ähnlich wie die vorige Nacht versammeln wir uns zur Mondaufgangszeit gegen 1.00 Uhr und beobachten diesen. Ungewohnt ist, dass der Mond fast waagerecht aufgeht, beide Spitzen der nur noch dünnen Sichel gehen fast zeitgleich auf. Nach dem Obligatorischen "Absackerbier" ist nun wieder Augenpflege angesagt.

zur nächsten Nacht