Durch die lange letzte Nacht treffen wir erst gegen 11.00 Uhr am gedeckten Frühstückstisch ein. Gemächlich leben wir in den Tag hinein. Langsam stellt sich eine gewisse Routine ein.

am Aussichtspunkt, Blickrichtung Gamsberg

Der Tag beginnt bereits mit leichten Zirren, die sich im Laufe des Tages verdichten sollten. Ich versuche mich nach einem kurzen Nachmittagsschlaf an den Auswertungen der vergangenen Nächte. Dazu gehören hauptsächlich die Objektbeschreibungen, die vom Schmierblatt der Nacht in eine Excel tabelle eingetragen werden. Für die Zeichnungen bleibt keine Zeit.

Blickrichtung Farm Hohenheim, am Horizont sind die HESS Teleskope (nicht auf dem Bild) zu erkennen

Das Abendessen haben wir auf 18.30 Uhr verlegt, da in den frühen Nachtstunden der Mond bereits zu sehr stört. Ich habe heute die Möglichkeit den 17" von Achim zu nutzen. Ab 20.00 Uhr geht es los. Noch ist der Mond und Zirren am Himmel verteilt. Für eine Beobachtung nicht die besten Bedingungen, ich versuche aber das beste draus zu machen und passe meine Objektliste etwas an. Dabei gehe ich den Weg PN zu beobachten, da ich keine all zu großen Einbußen erhoffe.

Zunächst ein bereits kurz besuchtes Objekt, welches jedoch größere Aufmerksamkeit verdient hat.

• NGC 6072 wird von zwei helleren Bereichen dominiert. Der hellere Südbereich ragt bis zum Zentrum des PN, aus dem eine stellare Aufhellung rausblinkt. Ich bin mir nicht sicher ob es sich dabei um den Zentralstern oder einen hellen [OIII] Peak handelt. Auch im Nordbereich sind noch Sterne im PN zu finden.
  
  
  zum Vergrößern auf Bild klicken

Ich ziehe einen weiteren PN vor, die Bedingungen sind nicht gut, sodass ich teils durch dünne Bewölkung beobachte. Doch dies macht sich auch negativ auf die Beobachtung bemerkbar. Nachdem das Zielobjekt mehrere Male ganz verschwindet erwische ich plötzlich nach längerem Ausharren ein klares Loch.

• IC 5148 zeigt sich dabei als große Überraschung im zweifachen Sinne. Im Okular ist ein über 2' großer, annähernd kreisrunder Ring zu beobachten. Schwach, aber sicher zu verfolgen bilden sich im breiten Ring hellere Abschnitte heraus. Ohne Filter ist dann auch der Zentralstern zu sehen, ein toller Anblick.
  
  
  zum Vergrößern auf Bild klicken

Das große Wolkenloch konnte sich während der Beobachtungszeit des PN durchsetzen, der Himmel ist jetzt wieder fast klar. Zeit im Galaxienprogramm weiterzumachen. Übrig bleiben nicht mehr viele Sternbilder, ich entscheide mich für das Sternbild Indus - dem Inder.

• Erstes Objekt wird NGC 7064, eine flächenhelle, mit 1:10 Achsverhältnis extrem gestreckte Galaxie. Im W läuft diese auf einen schwachen Doppelstern zu. Die homogene Helligkeitsverteilung ohne ausgeprägten Zentralbereich läuft zu den Enden hin spitz zu. Doch unerwartet toppt die nächste, von der Morphologie her ähnlich Galaxie diesen schönen Anblick.
• NGC 7090 ist mit ihrem wieder extremen Achsverhältnis bis etwa 6' lang zu verfolgen. Innerhalb des spitz zulaufenden Kernbereiches sind 2 Peaks - wohl massive HII Regionen zu sehen.
  
  
  zum Vergrößern auf Bild klicken
   
• NGC 7124 erfüllt nicht ganz die Erwartungen. Details sind an der zwar flächenhellen, aber kleinen Galaxie nur angedeutet.
• Anders sieht es bei IC 5152 aus, dem Indus Dwarf, der vermutlich zur Lokalen Gruppe gehört. Die Galaxie hängt dabei direkt SO an einen hellen 7,8mag Stern, so schon ein wunderbarer Anblick. Am östlichen Ende ist sogar noch eine Aufhellung zu erkennen.

Die Bedingungen scheinen zunächst stabil zu bleiben. Daher wage ich mich ans Sternbild Sculptor - dem Bildhauer. Diese am Himmel sehr unauffällige Sternbild ist teilweise schon vom heimischen Himmel tief am Horizont zu sehen. Um es ganz fassen zu können muss man aber südlichere Gefilde aufsuchen.

• NGC 7793 ist für das an hellen Deep Sky Objekten reiche Sternbild sicher auch ein Highlight. Die über 10' große Galaxie wirkt sofort unruhig. Nach längerem Beobachten schält sich aus dem immer noch vollkommen gemottelten Bereich Spiralstruktur heraus. Dieser Eindruck rührt von der Vielzahl der in der Galaxie beheimateten HII Regionen und massiven Sternhaufen her.

Nach einem heißen Tee gegen Mitternacht werden die Bedingungen wieder drastisch schlechter. Ausharren bringt wenig, wir brechen unsere Beobachtungen ab und hoffe auf unsere letzte Nacht, die uns für die vielen Wolken dieser Nacht entschädigen soll.

zur nächsten Nacht