Frühstück dürfen wir auch heute wieder bei
blauen Himmel genießen. Wir nutzen die günstige Beleuchtung der hoch stehenden
Sonnen und machen mit viel Freude ein paar Gruppenfotos - zusammen mit den
Teleskopen. Zentrum ist oft der imposante 24", der uns die vergangenen Nacht so
viel Freude bereitet hat und es diese Nacht wiederholen wird.
Gruppenbild im Innenhof von Hakos, Bernd schützt sich erfolgreich gegen die
blendende Sonne
aus Blickrichtung des 24" Hauptspiegels
Ferngläser sind was für Freihandbeobachtung, Stative was "für Mädschän"
Nach den Gruppenfotos nehmen wir das
Abendessen heute ungewohnt früh ein - gegen 15.00 Uhr. Der Grund dafür liegt im
geplanten Aufenthalt auf der farmeigenen Bergkuppe, die auch liebevoll "Walters
Point" genannt wird. Ziel ist es bei idealer Horizontsicht den Sonnenuntergang
und die anschließende Dämmerung zu erleben. Eigentlich hatten wir vor diese auf
dem Gamsberg zu erleben. Doch nach gut 1,5 Jahren intensiven Kontakten und
Bemühungen mit der IAS wurde uns der Aufenthalt trotzdem verwehrt.
seltener Anblick - Visuelle und Astrofotografen an einem Tisch - der Hunger eint
Schon eine ganze Zeit vor Sonnenuntergang
erreichen wir den von uns auch liebevoll genannten "Ganz Kleinen Gamsberg" (Codewort: GKGB). Wir
haben einen kleinen 5" Refraktor dabei und schauen uns die von dort aus sehr gut
sichtbare Namib aus über 100km Entfernung an. Klar ist die rötliche Färbung des
Sandes und die ersten Dünen auszumachen. Wie gewohnt ist es absolut still. Auch
Naturgeräusche wie wehender Wind oder Vogelgesang bleibt aus. Trotz intensiver
Suche entdecken wir außer uns kein weiteres Lebewesen, ein ungewohntes Gefühl,
welches schwer zuzuordnen ist. Der Sonnenuntergang läuft auf Grund fehlender
Wolken vergleichsweise unspektakulär ab. Während uns die letzten Sonnenstrahlen
verlassen haben scheint auf dem etwa 20km entfernten Gamsberg noch die Sonnen.
Von uns aus wirkt der Berg rötlich gefärbt. Nach Sonnenuntergang geht es
schnell, die Dämmerung bricht ein.
Gegenüber den Hakosbergen taucht sofort
der Erdschatten auf. Erst flach am Horizont als zarte rosafarbenen Töne zu
erkennen steigt dieser schnell höher. Unterhalb der rötlichen Färbung ist der
typische Schatten als tiefgraue Färbung zu erkennen. Manchmal habe ich den
Eindruck auch ein wenig blau in den dunklen Tönen zu erkennen. An der Stelle des
Sonnenuntergangs beginnt sich der Himmel nun auch zu färben. Die Intensität
lässt jedoch schnell nach. Auch Sterne zeigen sich bereits. Sirius und Canopus sind die ersten
Boten des Nachthimmels. Alles läuft ungemein schnell, deutlich schneller als am
Nordhimmel. Nach dem die Dämmerung fast vollständig vorüber ist begeben wir uns
wieder Richtung Farm.
Erdschatten, im Hintergrund die Farm
Heute steht eine weitere Nacht am 24" an.
Wir planen diese auf Grund besserer Horizontsicht südlich der Farmmauer
durchzuführen. Dafür hatten wir den 24" bereits am Tag vor die Mauer auf die
vorhandenen stabilen Betonkanaldeckel gestellt. Die heutige Nacht wird vom
Programm weitaus weniger stressig, da wir daraus bereits
ein Großteil beobachtet hatten. Auch kennen wir die Abläufe und den Zeitaufwand nun besser, sodass
wir den Umfang des Programm exakter einschätzen und planen können.
der 24" im Einsatz, man beachte die Spiegelungen der Sterne am Hut
Wegen Mond steigen wir erst gegen 20.00
Uhr in die Beobachtung ein.
Erstes Objekt soll der riesige
Vela - Supernovaüberrest sein. Friedl hatte sich mit exakten Kartenmaterial
speziell vorbereitet und diesen bereits in den vergangenen Tagen mit
12" abgefahren. Insgesamt weist der visuell erreichbare Komplex etwa 6°
Größe auf. Die Filamente sind auffällig. Von der Helligkeit zwar nicht mit
dem Cirrusnebel zu vergleichen, aber dennoch direkt und einfach zu sehen.
Dominiert wird der Komplex von einer zusammenhängenden, 5° langen schmalen Struktur
an der südwestlichen Seite. Am besten ist diese mit einer Straße zu vergleichen, die wir
mit 92x
und [OIII] Filter abfahren. Beginnen tun wir 0,5° NO vom 4mag hellen HD 74772 und
bewegen uns auf der immer direkt zu sehenden Straße zunächst nach O bis auf
Höhe von HD 74772, bevor es leicht Richtung SW knickt. Nach 2,5° Weg
angekommen beim 7mag hellen HD 72066 biegt die Straße weiter und bewegt sich
Richtung Süd. Auf Höhe des 5mag hellen HD 72127 wirkt die Straße besonders
gerade und hell, Zeit zum Überholen. Aber Vorsicht, nach weiteren 2,5° Weg
gibt es eine scharfe Haarnadelkurve zurück Richtung NW. Die Straße wird nun
auch etwas schmaler, weshalb langsamer fahren angesagt ist. Nach 1,5° Weg
verliert sich unsere Straße im nirgendwo.
Friedl stellt als nächstes Objekt
Lamprecht 1 ein. Ein nicht katalogisierter Fleck, den er bei der
Vorbereitung von CG 4 auf den DDS - den digitalisierten POSS Platten gefunden hatte.
Leider ist visuell nichts von dem auf den Platten auffälligen Objekt zu
sehen und stellt sich daher wie wir bereits vermuteten als Plattenfehler
heraus - schade, doch kein Lamprecht 1.
Zunächst windstill kommt wie aus dem
Nichts Wind auf. Genau aus Richtung Süd bläst er immer stärker werdend Richtung
Teleskop und lässt dieses trotz massiver Bauweise vibrieren. Nach etwas
genervten Schwenks bei mittleren Vergrößerungen durch den Eta Carina Nebel
entscheiden wir uns für den Umbau auf den gewohnten Platz im Innenhof. 10
Minuten später steht das Teleskop und es kann weiter gehen.
Der sehr helle bipolare PN Henize
2-111, auch Mandrill Nebel genannt zeigt bei 400x klar seine
massiven Auswürfe als kleine Backen N und S der Mitte.
Die helle edge-on Galaxie NGC
5078 zeigt auf derer langen SW Seite ein auffälliges Staubband. Daneben
der in gleicher Richtung elongierte Begleiter IC 879.
Ein halbes Grad östlich steht die
helle Balkenspirale NGC 5101, die ich schon mit 12" Öffnung besucht
hatte. Diesmal gilt mein Hauptaugenmerk wieder auf den im 12" nicht
sichtbaren Ring. Doch trotz der großen Öffnung ist dieser nur an wenigen
Stellen gut zu verfolgen.
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Da wir uns bereits im Sternbild Raaben
befinden statten wir dem PN NGC 4361 einen Besuch ab. Dieser zeigt um
seinen hellen Zentralstern zwei auffällige, backenförmige Ringfragmente.
Auch die beiden nach NO und SW verlaufenden Arme sind gut zu verfolgen.
Zurück im Centaurus stellen wie
NGC 5128 - Centaurus A ein. Mit der Öffnung wie schon zu erwarten eine
Offenbarung. Wir konzentrieren uns besonders auf die hellen Kanten des
Dunkelbandes, welches die Galaxie zu teilen scheint. Bei hoher Vergrößerung ist
deutlich Struktur an der Kante auszumachen.
Die Zwerggalaxie ESO 383-87 gehört
direkt zur Centaurus A Gruppe. Für einen entfernten Zwerg ist diese
ungewöhnlich hell und strukturiert. Die ovale Aufhellung zeigt neben dem
dominanten Balken zwei Aufhellungen.
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Nächstes Objekt ist von einschlägigen
Hubble Aufnahmen bekannt geworden und stellt die Endphase eines sonnenähnlichen
Sterns dar.
Den Stundenglasnebel, der
sich um den sterbenden Stern MyCn 18 befindet unterschätzen wir
etwas. Wir erwarten zumindest einen Ansatz der spektakulären Ringstruktur
erkennen zu können. Doch auch bei knapp 700x bleibt uns lediglich der Stern
selbst. Die etwa 25" große Struktur ist zu flächenschwach um sie visuell
erkennen zu können.
Schon etwas weiter in seiner
Entwicklung befindet sich der grandiose PN NGC 5189 in der Musca. Das
Detailreichtum ist für einen PN ungewöhnlich hoch und beeindruckt selbst die
größten PN-Muffel. Auf die Schnelle sind exakt die Details zu sehen, die ich
mir mit 12" in 1,5 Stunden Beobachtungszeit erarbeitet hatte.
Doch auch wir machen Fehler. Beim
nächsten Objekt schaffen wir den Schritt von der Uranometria auf den DSS nicht. Auch
das mehrmalige Drehen und Wenden bringt nichts. Wie sich herausstellt ist einfach
eine falsche Detailkarte zum Objekt zugeordnet worden. Weiter geht es bei einem
Objekt, welches ebenfalls durch eine Hubbleaufnahme Bekanntheit gewonnen hat.
Wir stellen das ungemein bekannte
Objekt IRAS 17150-3224 ein. Besser bekannt unter den Namen
Zuckerwatte und noch besser bekannt unter seiner Fotografie. Doch auch
hier ließ uns Hubble wenig übrig. Einzig der im Vergleich zu gleichhellen
Sternen in der Umgebung leicht ausgefranst wirkende Zentralstern des jungen
ProtoPN bleibt uns. Beide Zuckerwattestrukturen können wir nicht sehen.
Ein Objekt welches uns nicht von Hubble "wegfotografiert"
werden konnte ist unser nächstes Ziel, eine weitere Erstbeobachtung und Tipp von
Matthias Kronberger.
CGMW 4-2085, ein
unscheinbarer Eintrag des CGMW Galaxienkataloges wurde erst vor kurzen von
dem amerikanischen Amateurastronom Dana Patchick ins rechte Licht geführt.
Bei dem ähnlich wie bei PGC 49877 fälschlich als Galaxie eingetragenen
Objekt handelt es sich tatsächlich um einen PN. Die Erstbeobachtung soll
diesmal Friedl gehören. Doch er muss dieses natürlich auch selbstständig finden. Leichter
gesagt als getan. Der Sprung bei der Aufsuche ist diesmal von einer selbst
eingetragener Position in der Uranometria zu einem großzügig gestaltete
10'x10' Plattenausschnitt der SERC-J Platten. Doch Deep Sky Fuchs Friedl
identifiziert umgehend die Stelle und betätigt das Filterrad. Nach einer
Minute die erste Erfolgsmeldung von der Leiter - "hab was". Tatsächlich
können wir an der exakten Stelle mittels [OIII] bei 300x den PN als
kleine Fläche indirekt schwer, aber sicher halten.
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Das nächste Objekt soll von der
Schwierigkeit nicht leichter sein. Es ist neben dem bekannten Pease 1 und den
beiden unbekannten JaFu 1 und JaFu 2 einer der 4 bekannten Paare aus einem PN,
der in einem GC steht.
GJJC 1 in Messier 22
ist mittels exakter Karte schnell gefunden. Zu sehen ist ein 15mag
Doppelstern (Abstand ~1,6"), dessen vom Kugelsternhaufen abgewandter Stern
den Zentralstern des PN darstellt. Auf der Hubbleaufnahme ist die Hülle als
eine etwa 7" große, östlich des Doppelsterns befindliche Fläche zu erkennen.
Doch diese ist zu schwach, wir erkennen nicht ansatzweise etwas.
Mit -14° Deklination stellen wir das für
mich persönlich nördlichste Objekt ein. Ich mache eine Ausnahme von dem
auferlegten Nordhimmelverbot. Verfolgt werden wir aber immer noch von
Hubbleaufnahmen die das nächste
Objekt erst richtig bekannt gemacht haben.
Die Pillars of Creation (Säulen
der Schöpfung) in Messier 16 werden eingestellt. Ich selbst bin überrascht und
zugleich tief beeindruckt von dem was wir bei 300x und [OIII]
Filtereinsatz zu sehen bekommen. Klar zeigen sich die drei Säulen als schwarze Finger im Zentrum von M
16. Der dunkelste und auffälligste ist der Mittelfinger, der sich hart
begrenzt auf etwa 1,5'x0,5' verfolgen lässt. Knapp SW davon sitzt die zweite
dunkle Säule, von der Höhe und Breite eine Nummer kleiner. Auch die NO Säule
ist angedeutet, jedoch nicht so hart abgegrenzt wie die benachbarten
Strukturen.
Letztes ernsthaftes Objekt soll eine
weitere Polarringgalaxie werden - NGC 7098. Um den hellen,
elongierten Innenbereich ist eine schwache Aufhellung zu sehen. Als Ring
kann diese aber nicht wahrgenommen werden. Am hellsten ist der Ring noch SW
vom Zentrum zu verfolgen.
Das Programm ist soweit durch. Es bleibt
uns noch ein wenig Zeit bis zur Dämmerung. Diese nutzen wir und fahren ein paar
Paradegalaxien an.
NGC 613 zeigt sofort zwei
helle Spiralen, wobei sich die SW Spirale deutlich enger am Galaxienkörper
entlang bewegt.
NGC 134 ist als flächenhelle,
etwa 4:1 gestreckte Galaxie zu sehen. Auf der langen NW Seite ist ein
markantes Dunkelband zu sehen, welches die Galaxie abrupt abzuschneiden
scheint.
Das beeindruckende Galaxienpaar
NGC 1097 und NGC 1097A soll unser letztes Objekt der Nacht
werden. Die rechtwinklig an den hellen Balken ansetzenden, sehr weit
drehenden Spiralen von NGC 1097 wirken spektakulär. Gerade die SW Spirale,
die knapp NGC 1097A erreicht, begeistert uns sehr.
Es dämmert bereits, was zunächst als
zarte Aufhellung östlich und westlich des hellen Zodiakallicht zu sehen ist. Es
wird Zeit abzubauen, was für uns das Abdecken des Teleskops und das
Wegräumen der Okulare in das 20 Meter entfernte Zimmer bedeutet. Bequemer geht
es kaum. Fehlen tut nur noch der Schlummertrunk. Den genießen wir zusammen in
einer kleineren Gruppe - einige hatten bereits zuvor abgebaut.