Nacht 9 - 23.06. - 24.06.09

Mitten im Schlaf, gegen 4.00 Uhr in der Früh lärmt es draußen, Rudi klopft an der Tür und berichtet vom aufgeklartem Himmel. Etwas ungläubig und noch vollständig schlaftrunken schauen wir uns an - die Motivation hält sich in Grenzen. Letztendlich raffen Friedl und ich uns auf. Draußen poltert bereits Peter herum, auch die Astrofotografen sind bereits bei der Arbeit.

Es ist tatsächlich klar draußen. Ungewöhnlich ist die vom Regen noch vorhandenen sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Sofort sind unsere Jacken nass, auch die Okulare beschlagen sehr schnell. Nebelschwaden scheinen sich am Horizont zu befinden und ziehen vereinzelt vor den prächtigen Sternhimmel. Wir entscheiden auf Grund der etwas unsicheren Wetterlage die Teleskope stehen zu lassen und bauen das 25x150 Großfernglas auf. Damit beobachten wir ausgiebig die beiden Magellanischen Wolken. Auch der großartigen Balkenspirale NGC 1365 statten wir einen Besuch ab.


mit dem 25x150 in den Magellanischen Wolken, im Hintergrund das Zentrum der Milchstraße mit M 7, M 8 und der Sternwolke M 24

Die Dämmerung naht in großen Schritten. Die in der Dunkelheit nur schemenhaft erkennbaren Nebelschwaden werden immer besser sichtbar. Eine ungewöhnliche , aber sehr faszinierende Stimmung. Wir entscheiden auf zu bleiben. Mit Kudukuchen und Kaffee beobachten wir das grandiose Farbenspiel der aufkommenden Dämmerung.


mit dem Fischauge vom verschwindenden Erdschatten über die im Nebel liegenden Hakosberge

Zusammen mit Peter gehen wir Richtung Sternwarte um den Sonnenaufgang und den Erdschatten besser beobachten zu können. Dort treffen wir auf Rudi, der die Kameras der großen Teleskope ebenfalls geschlossen hat und die grandiose Stimmung genießt.


über den Hakosbergen ist bereits die Sonne aufgegangen

Über den Hakosbergen hält sich zäh der Nebel. Die Natur hat die geringen Niederschlagsmengen der Nacht zum kurzen Durchatmen genutzt. Auf den Sträuchern halten sich Tropfen, die im ersten Sonnenlicht unwirklich glitzern. Erstes Anzeichen des bald erfolgenden Sonnenaufgangs ist die rötliche Verfärbung des Gamsberg. Mittlerweile befindet sich auch keine Wolken mehr am Himmel. Das intensive Farbenspiel beschert und wunderschöne Kontraste in der Landschaft. Wir sind froh aufgestanden zu sein und lassen die Stimmung in der Stille der afrikanischen Wildnis auf uns wirken.


das erste Sonnenlicht, ungewohnter Nebel mit dem Gamsberg im Hintergrund

Ungewöhnliche Folge der frühmorgendlichen Aktion ist, dass wir die ersten am Frühstückstisch sind. Jetzt lohnt es sich auch kaum mehr uns noch mal hinzulegen, wir ziehen durch. Nach dem Frühstück wandern wir unter fachkundiger Leitung des alpinistisch erfahrenen Expeditionsleiters Anton zu dem gut versteckten Wasserfall, den Fiedl und ich in den letzten Tagen trotz guter Beschilderung nicht gefunden haben. Er entpuppt sich als wahres Idyll. Mitten in einer schroffen Felslandschaft befinden sich ein paar Wasserlöcher und zeigen, dass hier zu besseren Zeiten mehr Wasser durchfließt und tatsächlich einen Wasserfall formt. Auf der Rücktour verirrt sich selbst der unser Expeditionsleiter und führt uns durch einsame, ausgetrocknete Flussläufe in eine vollkommen verlassene Gegend. Dank der Zebrapfade finden wir jedoch aus dem Labyrinth ohne jegliche Schlangenbisse oder Skorpionstiche. Etwas ausgetrocknet genießen wir auf der Farm ein gekühltes Bier - etwas dekadenter Luxus, aber man gönnt sich ja sonst nichts.


Peter und Friedl am ausgetrockneten Wasserfall

Es bleibt auch gegen Abend vollkommen klar. Das Planetariumsprogramm zeigt eine zu 5% beleuchtete Mondsichel an, die wir aber auf Grund etwas verwirrender Einstellungen am Himmel zunächst nicht entdecken. Bereits beträchtliche Zeit nach Sonnenuntergang bemerken wir die Sichel plötzlich doch. Diese ist sogar schon mit bloßem Auge eine feine gebogene Linie zu beobachten.


Zodiakallicht am Abend

Die Nacht soll gut werden. Die Transparenz ist hervorragend, was auf Kosten des sonst so gut gewohnten Seeings geht. Nach der Dämmerung bauen wir auf. Ich habe die Möglichkeit heute komplett mit dem hervorragenden 17" vom Achim zu beobachten und postiere mich allein auf der Südseite des Farmgeländes. Die anderen bleiben im geschützten Innenhof.

Doch für das erste Objekt nutze ich das noch aufgebaute 25x150 Großfernglas.

Doch zurück an den 17", der schon auf erste Licht wartet. Ich nutze die Gelegenheit um einen mich faszinierenden PN eingehender zu studieren.

Bei der Objektgruppe verweilend stelle ich das einzige im Sternbild Triangulum Australis - dem Südlichen Dreieck geplante Objekt ein.

Im Sternbild Telescopium - dem Teleskop habe ich ebenfalls nur einen Eintrag auf meiner Liste, der aber aus mehreren Einzelobjekten besteht.

Im Sternbild Pavo - dem Pfau steht nun einiges mehr an Objekten auf dem Programm. Das mittelgroße, aus wenig markanten Sterne bestehende Sternbild befindet sich am Rand der Milchstraße und hält daher viele interessante Objekte bereit.

Nächstes großes Ziel soll das Sternbild Grus - der Kranich sein. Als eines der wenigen markanten Sternbildern bietet es eine Unmenge an Deep Sky Objekten, von denen ich versuche die schönsten anzufahren.

Zeit eine Pause zu machen. Ich begebe mich in das Farmhaus, wo ich wie an den anderen Abenden gegen Mitternacht auf andere ruhende Sternfreunde treffe. Ein Schluck Kaffee und ein paar Kudukekse bauen ungemein auf, bevor es voller Motivation in die zweite Nachthälfte zurückgeht. Zunächst zu einem bekannten Objekt.

Die verspätet ausgerichtete Pause lässt nur noch wenig Zeit zur Dämmerung. Ich breche am Sternbild Grus ab und widme mich wieder einmal unserer galaktische Nachbarschaft, der Lokalen Gruppe. Zu mir gesellt sich Friedl, der das 25x150 auf Grund idealen Südsicht meines Standortes in der Nähe aufbaut. Gerade Recht stellt er das erste Objekt ein.

Langsam beginnt die Dämmerung. Ich messe gegen 5.00 Uhr Ortszeit meinen letzten Wert am SQM. Nach lediglich sporadischen Messung in den vergangenen Nächten habe ich diese Nacht für eine gesamte Messreihe genutzt, die als Linie in der unten stehenden Grafik aufgeführt ist. Klar zu erkennen ist der massive Einfluss der hellen, Schatten werfenden Milchstraße, der deutlich stärker ausfällt als in heimischen Breitengraden. Das SQM bleibt über mehrere Nächte wiederholt gegen Morgen bei 21,75 stehen. Die Beurteilung dieses Wertes fällt schwer. Insgesamt beeinflussen 4 "Störfaktoren" den Wert:
- das hellen Zodiakallicht
- die sich immer noch Messkegel befindlichen Milchstraße
- Jupiter im Zenit und daher im maximalen Wirkungsbereich des Gerätes
- der durch die aufkommende Sonnenaktivität erhöhte Skyglow
Zahlenmäßig lassen sich diese Faktoren nur eingeschränkt ermitteln. Nimmt man jedoch beim Jupiter einen realistischen Wert von 0,2-0,3 an und addiert diesen auf die gemessenen Werte erreicht man etwa 22,00 und damit den maximal möglichen dunklen Wert für ein Sternhimmel.


SQM Reihe während einer Nacht

Noch ein Wort zu parallel gemessenen Himmelstemperaturen mittels Infrarotthermometer. Unsere Gruppe hat insgesamt 3 Stück dabei, 2 davon vom gleichen Typ. Insgesamt streuen die Geräte bis zu 5°C, ohne eine Tendenz oder einen einseitigen Faktor erkennbar werden zu lassen. Vergleiche untereinander fallen daher schwer. Meine gemessenen Nachtwerte variieren von -31°C bei +4°C Umgebungstemperatur bis -23°C bei +3°C Umgebungstemperatur, was absolute Differenzen zwischen 35°C und 26°C bedeuten. Durchschnittlich erreiche ich in den Nächten einen Temperaturunterschied von etwa 30°C. Genau diese 30°C Temperaturunterschied konnte ich bereits wiederholt an Voralpenstandorten auf 1200m Höhe und hochalpinen Standorten auf 2500m Höhe messen.

Abseits aller Messreihen gönnen wir uns noch ein Bier und beobachten die aufkommende Dämmerung. Danach ist Nachtruhe und Augenpflege angesagt.

zur nächsten Nacht