Zwei Spitzennächte auf dem Großglockner 2004
von links nach rechts: Matthias Juchert, Mischel
Nöttgen, Bernd Lechte, Uwe Glahn, Martin Schoenball (c Matthias Juchert)
Vorbereitungen und Anreise
"Lange geplant und
kurzfristig durchgezogen", so könnte man den Trip auf die
Großglockner-Hochalpenstraße
im Jahr 2004 kurzum nennen. Eine relativ stabil vorhergesagte Wetterlage, ein
paar e-mails und Anrufe und schon ging es los.
Bernd und Mischel holten mich nach Anfahrt von Göttingen in Würzburg ab.
Kurzes Frühstück, dann wurde der 16" Dobson neben Mischel seinem 15"
Dobson und Bernd seinem 8" Newton verpackt. Zusammen ging es dann weiter
Richtung Süden. Parallel fuhren Martin und Matthias von Dresden aus. Gegen
Mittag an der Grenze angekommen, präsentierte sich das Wetter nicht von der
besten Seite. Im 2. Gang ging es dann mit Bernd seinem älteren VW-Bus die
Passstraße hinauf. Am Fuscher Törl schneite es dann schließlich leicht, doch
es sollte besser werden. Übernachtet wurde im sehr komfortablen Wallackhaus auf
der Südseite des Hochtores.
1. Nacht auf der Edelweißspitze
Nachdem die erste Nacht noch
bewölkt war, klarte es am nächsten Tag plötzlich auf und ein kristallklarer
Himmel präsentierte sich. Die Entscheidung die nächste Nacht auf der
Edelweißspitze zu verbringen stand schnell fest und so nahmen wir gegen Abend
die kurze Fahrt dort hoch in Angriff.
Nachdem in der Dämmerung noch ein paar Autos fuhren, kehrte mit Einbruch der
Dunkelheit Ruhe auf dem tagsüber hektischen Parkplatz der Edelweißspitze ein
und die Beobachtungen konnten beginnen. Erstes astronomisches Highlight war der
Erdschatten, der mit beeindruckenden Farben die klare Nacht ankündigte. Nach
und nach tauchten mehr Sterne auf, der Schütze kroch über den Gipfel des
Großglockners und etliche südliche Messierobjekte wurde mit dem Auge sichtbar.
Tatsächlich wurde die Nacht die beste, die ich persönlich je gesehen hatte.
Eine Grenzgröße von 7,2mag, extrem ruhige Luft und keine Spur von
Lichtverschmutzung ließen gute Ergebnisse erhoffen
Sternbild Schütze und Skorpion über den
3000'ern des Großglocknermassives (c Matthias Juchert)
erstes Objekt der Begierde war der Snake Nebula, ein schon recht tief stehender Dunkelnebel in Form einer Schlange, der sich schmal durch die Milchstraße zieht, bei schwächster Vergrößerung waren dann auch die beiden Hauptbögen zu sehen, wenn auch nicht ganz so beeindruckend, wie manche Fotos dieses Objekt präsentieren
Weiter ging es mit einem kleinen "Palomar-Marathon", welcher einen Einstieg in das Projekt der Beobachtung von möglichst vielen Palomar Kugelsternhaufen sein sollte
Palomar 7
ein einfacher Palomar, befindet sich in einer recht sternleeren Gegend, kann
zwar nicht aufgelöst werden, präsentiert aber eine Art Balken durch sein
Zentrum
Palomar 8
wieder gleich zu sehen, befindet sich im Gegensatz zu Palomar 7 in einer
sternreichen Gegend, bei höherer Vergrößerung wird der Kugelsternhaufen
"angelöst", erscheint also total gemottelt
Palomar 9 - NGC 6717 wow, der hellste der
Palomar Kugelsternhaufen präsentiert sich bei hoher Vergrößerung völlig
strukturiert, mehrere Sterne und helle Gebiete sind darin auszumachen
Palomar 11
deutlich schwächer als seine Vorgänger, rund und strukturlos, 3 Sterne
sind immer wieder zu sehen
Palomar 12
wieder einfacher als Palomar 11, erscheint leicht oval, ein paar Sterne sind
im inneren auszumachen
Palomar 13
letzter und schwerster Palomar Haufen des Abends, nur bei max. AP zu sehen,
dafür aber zusammen mit der wunderschönen Spiralgalaxie 7479
Genug von den Palomars, die Bedingungen sind perfekt, also müssen noch ein paar "harte Nüsse" dran glauben
NGC 6520/B 86 - Ink Spot Martin hat in seinem 10" ein tolles Paar aus Sternhaufen und benachbarten Dunkelnebel eingestellt, beide sind 10' voneinander entfernt und stehen im wunderschönen Kontrast zueinander
NGC 6791 ein reicher offener Sternhaufen in der Leier, der selbst mit Mischel seinem 15" Dobson nicht völlig aufgelöst wird
Pease 1 in M 15 die Nacht scheint Unmögliches möglich zu machen, also krame ich meine
Aufsuchkarten von dem Planetarischen Nebel Pease 1, der in der Nähe des
Zentrums des Kugelsternhaufens M 15 steht heraus und taste mich mit
515-facher Vergrößerung heran, angekommen an der Stelle ist der PN im [OIII]
- Blink dann tatsächlich zu sehen, sogar einfacher, als ich dachte...der
Wahnsinn
Helixnebel bei diesen Bedingungen in Mischel seinem 15" und [OIII] - Filter knallhell mit vielen Strukturen
Californianebel Mischel behauptet plötzlich, dass der California - Nebel mit dem freien Auge durch seinen Hß - Filter zu sehen wäre...ich glaube ihn nicht, bevor ich selbst durchschaue und ihn sehen...
Jetzt geht es mal zu einem kleinen Besuch zu Peter Wickelmeier, der mit seinem Binotauglichen 20" Dobson ebenfalls anwesend ist
Pferdekopfnebel B33 mir bleibt echt die Spucke weg, nicht nur, dass er einfach zu sehen wäre, nein, deutlich sind Strukturen zu sehen, wie die geschwungene Mähne und das Maul, alles mit Binoansatz und Hß - Filter
Orionnebel hätte ich nicht gedacht, dass ein Bino so Spaß macht, die Beobachtung ist daran Schuld, dass ich ab den Abend auf so ein Teil spare, der Orionnebel lässt alle von uns Aufpusten, ich kann beim besten Willen nicht beschreiben, was da zu sehen war, dass muss sich jeder selbst mal anschauen
Abell 70 ja, der Abell wo die Galaxie im Ring hängt, die Galaxie ist als deutlich elongierte Aufhellung im Ring zu sehen
Mayall 2 in M31 wie fast zu erwarten erscheint der extragalaktische Kugelsternhaufen in Peter seiner Wahnsinnstüte flächig, der KH steht zwischen zwei schwachen Sternen...genau wie es Hubble fotografiert hat
Zurück zum einäugigen 16" Dobson
M 16 toll strukturiert, ich versuche die bekannten von Hubble fotografierten und bekannt gemachten "fingers of god" zu beobachten, mit UHC und 257-facher Vergrößerung sehe ich die beiden Hauptdunkelgebiete
NGC 100 eine etwas bekanntere extreme edge-on Galaxie, die zu den Superthin-Galaxien zählt, selbst unter diesen Bedingungen ist NGC 100 nicht ganz einfach, kann auch sein, dass ich meine Dunkeladaption noch vom Orionnebel verloren hatte
Vor der Dämmerung geht es noch mal zu Mischel, der mit seinem sehr guten 15" Spiegel beobachtet
So...eine perfekte Nacht geht vorüber. Wir beobachten M44 beim Aufgehen. Die Horizontsicht ist so klar, dass der offenen Haufen direkt als kleiner Nebelfleck über dem Horizont auftaucht...
2. Nacht am Wallackhaus
Wir entscheiden unsere Teleskope direkt neben dem Wallackhaus aufzubauen, welches auch auf einer stattlichen Höhe von etwas über 2300m liegt und gute Bedingungen erhoffen lässt. Die treten dann auch ein. Das Seeing ist nicht mehr ganz so perfekt, die Grenzgröße bestimmen wir auf 7,0mag.
Zeit für ein paar Palomars, die ich den vorigen Abend noch nicht beobachten konnte
Das war's mit den Palomars...weiter mit ein paar mehr oder weniger bekannten Objekten
Zum Schluss noch ein extremes Objekt aus Martin sein Beobachtungsprogramm, welches die Qualität des Himmels bestätigt
So enden beide Nächte und bleiben bei uns wohl ewig in Erinnerung...