14,5"f/3,8 Dobson
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Ziel des
Teleskopbauprojektes war es, ein möglichst leichtes und kompaktes Gerät
zu konstruieren, welches Flugreisetauglich und neben dem 27" Teleskop
eine schnell griffbereite Lösung darstellt.
Wichtiger als das minimal mögliche Gewicht war mir jedoch die Alltagstauglichkeit, weshalb bewusst überdimensioniert wurde. Um eine steife Konstruktion zu verwirklich, die aber trotzdem leicht bleibt, wurde auf den Werkstoff Kohlefaser gesetzt und möglichst viele Teile damit verwirklicht. Als Ergebnis entstand um den von
Daniel Restemeier hervorragend geschliffenen 14,5" f/3,8 Spiegel ein
knapp 10kg schweres Gerät, welches sich bereits an verschiedensten
Objekten bewährt hat und sein erfolgreiches First Light in
La Palma
absolvierte. |
Oberer Tubus (OT)
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Monoring
Herzstück des OT bildet der Monoring in Sandwichbauweise. Dieser
besteht aus einem Balsaholzkern, der mit jeweils 2 CFK Lagen laminiert
wurde. Der 28mm starke und 34mm breite überdimensionierte Ring wiegt
ohne Anbauteile 410g. Das relativ hohe Gewicht begründet sich darin,
dass beim Laminieren viel Harz vom Balsakern aufgesaugt wurde. |
![]() HC 2 Auszug auf Monoring mit eingeklebten Verstrebungen |
Okularauszug Als OAZ wurde auf den bewährten Kine Optics HC-2 zurückgegriffen, der
samt CFK Brett nur 210g auf die Waage bringt. Das Brett wurde vorm
Laminieren an das Holz verschraubt und mit den Außenlagen laminiert. Als
zusätzliche Stütze dienen zwei mit Epoxydharz (UHU Endfest) verklebte
Dreiecke, die die Biegekräfte von bis zu 1kg schweren Okularen tadellos
aufnehmen. |
![]() getrocknetes Laminat nach dem Entformen ![]() Spinnenbefestigung zum Monoring hin |
Fangspiegelspinne Die Spinne besteht aus einem einfachen Laminat aus 2 Kohlefasermatten (200g/m²). Das ergibt eine 0,3mm dünnes, sehr leichtes, aber extrem reißfestes Spinnenbein. Die Spinne besteht insgesamt aus nur 2 Teilen (2 Beine zusammengefasst), die auf eine gebogene Aluform laminiert wurde. Nach Pressen, Aussägen und Schleifen bleibt eine matte Oberfläche, die kaum Licht reflektiert. An den Enden wurden zusätzlich zwei Lagen laminiert, um ein Ausreißen der Spinnenbefestigungen zu vermeiden.
Die Befestigungen selbst wurden aus einem 6mm Alurundprofil hergestellt,
welches auf einer Seite geschlitzt wurde. Dort wird die Spinne mittels 2
M3 Schrauben geklemmt und gehalten. Auf der anderen Seite wurde ein M6
Gewinde geschnitten, welches von einer CFK Mutter aufgenommen wird. Das
Profil läuft durch ein weiteres, in den Monoring geklebtes Alurohr
(8x1). An der Außenseite greift die Mutter, zieht das Profil nach außen
und setzt so die Spinne auf Zug. |
![]() Gesamtansicht FS-Halter
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Fangspiegelaufhängung/Fangspiegelhalter Hier wurde Neuland betreten und den FS Halter nicht bzw. nur eingeschränkt justierbar gestaltet. Prinzipiell hängt der FS klassisch mittels 3 Silikonpunkten an einem 45° gebogenen Winkel aus einem CFK/Alu Verbund. An diesem Winkel ist eine M6 Schraube montiert, die in 2 Löcher eines Profils der FS Aufhängung passt. Ein Loch hat dabei nicht 6,0mm, sondern etwa 6,2mm (leicht aufgefeilt). Somit kann der FS noch frei gedreht, aber nur noch marginal durch das leicht größere Loch und der damit verbundenen Bewegungsfreiheit bewegt werden. Zieht man die Mutter am oberen Ende des Profils fest, wird der FS in der aktuellen Position fixiert. Diese Verstellung hat sich als vollkommen ausreichend und absolut praxistauglich erwiesen. Selbst nach mehrfachen Transport im Auto muss der Hauptspiegel am Stern feinjustiert werden. Grundvoraussetzung für eine solche Lösung ist jedoch, dass der FS exakt auf den Winkel geklebt wurde (Mitte des OAZ muss Mitte FS, bzw. Offsetpunkt treffen), da dieser nicht mehr höhenverstellbar ist. Auch muss der Winkel exakt 45° aufweisen, da die Bewegungsfreiheit durch das leicht größere Loch bei maximal 1° liegt. Die FS Aufhängung besteht aus einem einfachen 25mm Quadratprofil mit den
oben erwähnten Löchern. Längs werden beide Spinnensegmente aufgenommen
und mittels Schrauben fixiert und geklemmt. Die Aufhängung wurde so
konstruiert, dass die Spinnenarme ein maximal durch den FS (Breite =
kleine Achse) vorgegebene Exzentrum von 60mm erhalten. Somit ist die FS
Aufhängung trotz der filigranen Spinnenarme extrem verwindungssteif und
lässt sich auch mit Kraftaufwand nicht drehen. Lässt man es drauf
ankommen, lässt sich das gesamte Teleskop an der Spinne heben. |
![]() |
Blenden OT Erste Versuche und einfachste Lösung bestanden aus 0,5cm dicker schwarzer Isomatte. Bei Wind knickte diese aber ein und ragte in den Strahlengang. Die aktuelle Version besteht aus einer fertigen CFK Platte mit 0,3mm Stärke. Diese ist völlig Lichtundurchlässig und lässt sich leicht in die Form des Hutes biegen. Für ein Umklappen bei Wind ist sie aber steif genug. Auf der Innenseite wurde sie mit feinkörnigen Schleifpapier etwas angeraut und spiegelt so kaum seitlich einfallendes Streulicht. Mit 44cm Durchmesser ist die Blende allerdings zu klein, was sich bei hellem Himmelshintergrund negativ bemerkbar macht. Eine Blende innerhalb des OAZ wird noch nachgerüstet. Befestigt ist sie einfach mittels Klettband am Monoring und an den unteren Berührungspunkten der Stangen. |
Unterer Tubus (UT)
![]() inneres Dreieck mit lateraler Lagerung, fixierte CFK Dreiecke ![]() Justierung des inneren Dreiecks über gewindebesetzte Augenschraube |
Hauptspiegelzelle Die HS Zelle ist nach dem Prinzip einer selbst mit zu justierenden Zelle konstruiert, d.h. das sich beim Justieren die gesamte innere Zelle bewegt und nicht nur wie üblich die Dreiecke selbst. Das hat den Vorteil, dass die laterale Lagerung immer auf der einmal exakt eingestellten Schwerelinie des Spiegels verbleibt und auch keine Verspannungen durch verdrehte oder verkippte Dreiecke auftreten. Als Grundgerüst kommen zwei aus Alu geschweißte Rahmen zum Einsatz. Der innere Rahmen besteht aus 20x20x1mm Quadratprofil, der äußere aus 30x20x1,5mm. Der Spiegel liegt auf insgesamt 18 Punkten, was für die Spiegelgröße überdimensioniert ist (laut PLOP langen knapp 6 Punkte). Die Wippen sind direkt an das innere Dreieck angebracht und bestehen aus 20x10 Rechteckprofile. Für die Dreiecke selbst wurde auf 1,8mm CFK Platten zurückgegriffen. Die Kontaktpunkte zum Spiegel bestehen aus Köpfen von einfachen M4 Nylonschrauben, die in die Dreiecke geschraubt wurde. Gegen das Verdrehen der Dreiecke wurden M3 Nylonschrauben an die Dreiecke befestigt, die in eine größere Bohrung der unten liegenden Wippen fallen und somit in einem gewissen Bereich fixiert sind. Das innere Dreieck ist so bemessen, dass die laterale Lagerung des Spiegels genau wie üblich auf 90° Abstand greift. Die lateralen Lager selbst werden von zwei M6 Augenschrauben aufgenommen, an denen wiederum jeweils zwei 6x19x6mm Kunststoffkugellager montiert wurden. Die Lager haben den großen Vorteil, dass sie bei harten Kontakt zum Spiegel keine Muschelbrüche verursachen können. Die Reibung zum Glas und die Laufeigenschaften sind hervorragend. Die Justierung des inneren
Dreiecks zum äußeren Rahmen geschieht mittels 3 M5 Augenschrauben. In
die 5mm Bohrungen der am inneren Dreieck befestigten Schrauben wurden M6
Gewinde geschnitten. Von oben zugängliche (relativ gesehen
höhenunbeweglich) am äußeren Rahmen befestigte Rändelschrauben lassen
bei Drehung die Augenschrauben und damit das innere Dreieck gegen den
äußeren Rahmen bewegen. An der HS Zelle sind keine klassischen
Hochschlagsicherungen gegen das Herausfallen des Spiegels angebracht.
Hierfür wurden an drei Stellen (jeweils am Spiegel und passend an der
Zelle) Klettbänder befestigt, die nach dem Einsetzen des Spiegels
angedrückt werden und genug Zug aufnehmen können, dass der Spiegel nicht
aus der Zelle kippen kann. |
![]() einseitig fertig gestelltes CFK/Holz Sandwich mit eingelassenen Gewindemuffen |
Höhenräder Für die
Höhenräder wurde die klassische Sichelform ohne Querverstrebung gewählt.
Bestehen tun diese aus einem ausgefrästen 18mm Multiplexkern, der mit
1mm CFK Platten verklebt wurde. Dadurch entstanden mit ca. 1kg (das
Paar) relativ schwere, aber extrem steife Höhenräder. In den
Multiplexkern wurden Gewindemuffen eingebracht, die die Befestigung
mittels Klemmhebel von der HS Zelle aus ermöglichen. Die Lauffläche
besteht aus originalem Ebony Belag, der einfach auf den Holzkern geleimt
werden konnte. Die gegenüberliegende Seite wurde mit 2 Lagen CFK Band
laminiert und versteift die Höhenräder gegen Seitenbelastungen. |
![]() Gesamtansicht UT mit Verstrebungen und Stangenbefestigungen
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Verstrebungen/Stangen/Stangenbefestigungen Beide Höhenräder sind durch ein 22x20mm CFK Rohr verbunden, das Ausgangspunkt für ein Stangenpaar bildet. Vom gleichen Punkt verlaufen nach unten zwei Verstrebungen (10x8mm CFK) weg, die mit der HS Zelle verbunden sind. Dies erfüllen zum einen eine zusätzliche Stützfunktion für das Stangenpaar aus und verhindern gleichzeitig die seitliche Bewegung der überhängenden Höhenräder. Als Stangenlösung wurde ein 6 Stangen Design gewählt (siehe dazu auch Kapitel "Erfahrungen/Verbesserungen"). Die Ausgangspunkte der Stangen sind unsymmetrisch am UT verteilt, zwei davon laufen von der HZ Zelle weg, ein Ausgangspunkt befindet sich zwischen den Höhenrädern. Die Endpunkte am OT sind ebenfalls nicht in gleichmäßigen Abständen entlang des Monorings angebracht, sondern wurden auf Vignettierung der Stangen hin optimiert. Ein 6 Stangen Design reagiert deutlich empfindlicher auf Vignettierung des Strahlengangs, als ein herkömmliches 8 Stangen Design, da die Stangen als eine Art Sehne den runden Feldkreis durchkreuzen. Um dies zu verhindern müssen die Ausgangspunkte und/oder Endpunkte der Stangen größere Abstände zum Spiegel aufweisen. Die CFK Stangen (Prepeg Wickelrohre) selbst weisen 22x20mm Abmessungen auf. Diese weisen im Gegensatz zu pultudierten Rohren deutlich bessere Beigesteifigkeiten auf und sind weniger empfindlich gegen Bruch. Als Stangenbefestigungen werden Industrieklemmen aus verstärktem Polyamid (Kunststoff) verwendet, die mit 18mm Aufnahmedurchmesser die in die CFK Rohre eingeklebten Alustutzen klemmen. Erhältlich sind diese in verschiedensten Aufnahmeabmessungen (auch quadratisch) und Befestigungsmöglichkeiten in den gängigen Normteileshops (z.B. Ganter, Norelem).
Um den Spiegel (nicht auf den Bildern) wird noch eine 15cm hohe Blende
aus 0,5cm schwarzer Isomatte angebracht. Das schützt den Hauptspiegel
vor Tau und bodennahen Dreck (Sandboden). |
Rockerbox
![]() Gesamtansicht Basisring + Flex-Rocker
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Basisring Bei einer Flex Rocker Konstruktion muss im Gegensatz zu klassischen Rockerboxen der Basisring als steifes Element ausgelegt werden. Dieser erhält dabei auf einer Seite die raue Laufoberfläche, auf der später die eigentliche Flex Rocker mit ihren 4 Teflonpunkten läuft. Als Lauffläche wurde das bewährte originale Ebony Star verwendet.
Um eine hohe Beigesteifigkeit des
Basisrings zu erhalten, wurde dieser als Sandwich aus CFK und Styrodur
erstellt. Insgesamt hat sich diese Sandwichpaarung als die günstigste
und mit Abstand leichteste herausgestellt. Das verwendete blaue, 40mm
starke Styrodur (Baywa) wies eine spürbar höhere Oberflächenhärte auf,
als das vergleichbare rosafarbene Styrodur (OBI). Ausgeschnitten wurde
der rohe Syrodurring mittels eine Oberfräse. Der Fräskopf darf jedoch
nicht in Kontakt mit z.B. Holz kommen, da dadurch Hitze entsteht und das
Syrodur schmelzen lässt. Um die drei Füße sicher aufnehmen zu können,
wurden mittels Fostnerbohrer Löcher in den Ring gebohrt und Eichenhölzer
eingeklebt. Bei den Laminierarbeiten wurden zunächst die Außen- und
Innenseiten mit 40mm CFK Gewebeband (340g/m²) doppelt laminiert
(Standart Harz/Härter mit 45min Topfzeit). Dann wurden jeweils zwei
Lagen CFK bzw. das Ebony Star aufgeklebt. Das CFK kann mit Klarlack
fixiert werden. Hier haben sich 2K Lacke in fertigen Sprühflaschen
(Baumärkte, Fachmärkte) bewährt und liefern auch optisch sehr gute
Ergebnisse. Zum Schneiden und Kantenschleifen der ausgehärteten CFK
Schichten eignet sich ein Dremel mit diamantbesetzten Trennscheiben bzw.
Schleifpapier. Als Ergebnis entsteht ein extrem steifer und nur 470g
schwerer Ring |
![]() Flex Rocker Draufsicht
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Flex - Rockerbox Das Wort "Box" ist für diese Konstruktion irreführend. Technisch handelt es sich um ein einfaches rechteckiges Alugestell, welches an 4 Punkten die Höhenräder aufnimmt und sich auf dem Basisring drehen lässt. Die Besonderheit der Konstruktion sind die 4 Lagerpunkte zum Basisring (klassisch sind es 3 Punkte). Um durch das Gewicht des Teleskops die 4 Lagerpunkte immer komplett und vollflächig am Basisring anliegen zu lassen, muss das Gestell in sich leicht beweglich ("flex") bleiben. Die Führung der Drehung wird mittels 4 Minikugellagern bewerkstelligt, die am Innenkreis des Basisrings entlang laufen. Idealerweise sollten die 4
Lagerpunkte der Höhenräder exakt überhalb der Lagerpunkte zum Basisring
liegen, bzw. der Versatz durch eine steife Konstruktion gelöst werden.
Die Lagerpunkte sind auf 4 kurzen 25x25mm Aluquadratprofilstücken
angebracht. Das quer zum Höhenrad verlaufene Lagerpunktepaar wird durch
ein steifes 20mm Alurohr verbunden. Beide in sich steifen Paare sind
wiederum durch ein 8mm Alurohr verbunden, dass durch seinen geringen
Durchmesser die so wichtige Bewegung des Gestells zulässt. Zum Transport
können die geklemmten 8mm Stangen abgenommen werden, sodass minimales
Packmaß für die "Rockerbox" anfällt. |