Kalte Frühjahsnacht mit dem kleinen 4" Newton

Eine dieser unerwarteten, jedoch fantastischen Nächte. Am Alpenrand hält sich trotz aussichtslosen Wetterprognosen bis zum Sonnenuntergang blauer Himmel. Ich entscheide kurzfristig rauszufahren, rechne aber mit wenig Chancen auf eine längere Nacht. Dementsprechend meine Kleidung. Da ich mal wieder Lust auf kleine Öffnung habe packe ich meinen 4" Newton ein und fahre Richtung Sudelfeld. Angekommen stellt sich für den immer noch tief verschneiten Platz eine ungewohnte Ruhe ein. Weder flutlichtbegleitende Beschneiung, noch aktive Pistenraupen zeigen sich am Südhang. Der eisige Fallwind vom Wendelstein erinnert eher an Januar als an Mitte März.
Das jedoch März ist bemerke ich sofort am Himmel. Orion ist am Untergehen, mein eigentlich einziges Ziel - der Rosettennebel neigt sich schon arg Richtung Horizont. Zeit endlich mal wieder Sternlicht einzufangen.

Wie prognostiziert bewegen sich leichte Zirren am Himmel. Ich sitze exakt unter der Grenze zwischen Wolken und klarem Himmel. Das SQM ziert sich mit 20,95. Zum Glück befindet sich das nächste Objekt im wolkenlosen Bereich...

Nach der zeitintensiven Beobachtung und Zeichnung unter teils wechselnden und nicht optimalen Bedingungen stelle ich noch ein paar Paradeobjekte ein, bevor ich mit bereits angefrorenen Zehen abzubrechen plane.

Satt der vorhergesagten Wolken klart es mehr und mehr auf. Das SQM springt mit 21,40 förmlich nach oben und läuft zur Hochform auf, ganz im Gegensatz zu meinen mit Turnschuhen bekleideten Füßen. Das interne Thermometer zeigt -10°C. Statt abzubauen entscheide ich mich fürs Weitermachen.

Weiter in die bereits hoch stehende Coma. Den Großteil der Galaxien kenne ich mit 16" Öffnung. Für den 4" ist an dieser Stelle Premiere angesagt, ich bin gespannt.

Unweit der Coma muss ich natürlich den Galaxien des Virgohaufens einen Besuch abstatten. Ich wähle den klassischen Einstieg über das "Große T".

Nach einer kleinen Pause und einer Wanderung ans andere Ende des großen Skifahrerparkplatzes bekomme ich eine Idee. Warum nicht mal Messier 51 versuchen. Überrascht hatte mich einst eine Beobachtung mit einem 5" Binoteleskop in den Hochalpen. Klar waren dort bei höherer Vergrößerungen die Spiralen auszumachen. Gesagt, getan...

Mitternacht ist erreicht, das Thermometer traut sich nicht tiefer und bleibt konstant bei -11°C. Im Windschutz des Autos ist dies jedoch auszuhalten. Mit einen Blick auf Mars mit seiner abgeschmolzenen Polkappe und dem hoch stehende Saturn mit der wieder steigenden Ringöffnung verlasse ich bei immer noch klaren Himmel den Ort des Geschehens.