Spätherbstnächte in den Hochalpen
- 5 Nächte Rock'n'Roll auf der Edelweißspitze -

Das Jahr 2010 brachte wettertechnisch das schlechteste Astrojahr seit meinen Aufzeichnungen 1993. Und das mit dem dieses Jahr fertig gestellten 27" ... was soll man dazu sagen. Der Drang in die Hochalpen zu kommen und die perfekte Durchsicht und Seeing eines Platzes wie der Edelweißspitze zu erleben war hoch und sollte im letzten Moment vor dem großen Schnee und der damit verbundenen Straßensperre noch bedient werden.


Blick in die 690mm messende Lichtsammelfläche ... der Fangspiegel hat es gut

Doch die Wetterprognosen für den Oktoberneumond drehten pünktlich auf eine stabile Hochdrucklage. Schnell sprach sich das unter den "üblichen Verdächtigen" herum, sodass zwei Gruppen in Richtung Bieler Höhe und Großglockner Hochalpenstraße aufbrachen. Ich entschied mich für letzteres, da ich vom Beobachtungsprogramm auf gutes Seeing setzte, was tendenziell eher für die von störenden Luftströmungen laminar umströmte Edelweißspitze spricht. So traf ich am Freitag den 8. Oktober gegen Nachmittag am Platz ein. Schon vor Ort war Gerrit Hammersen - Friedl Lamprecht, Marc Emde - Deckname "Mr Equipment", Walter Koprolin und Martin Brückner stießen später nach.

Die erste Nacht

Die Dämmerung versprach zunächst nichts gutes. Hohe Bewölkung ließ keine gute Transparenz zu. Trotzdem wurde aufgebaut. Kurz nach Dämmerungsende dann der erste Schock. Martin tritt ungünstig auf ein Randstein und reißt sich dabei die Achillessehne ab! So endet abrupt sein First Light in den Hochalpen. Wir bauen sein Teleskop ab und packen die Sachen zusammen. Frohnatur Martin "befehligt" und begutachtet aus Friedls Regiesessel die diszipliniert ausgeführten Arbeiten. Schließlich wird er vom Natarzt ins Krankenhaus nach Zell am See gebracht. Gute Besserung Martin!


Dämmerung und Zirren - Friedls 16" und mein 27" warten auf ersten Licht

Richtig Freude kommt nicht auf. Die Durchsicht ist mäßig bis schlecht. Immer wieder werden die Objekte förmlich ausgeknipst. Doch das Seeing ist hervorragend. Genau was ich brauche.

Nachdem wir mit dem Teleskop mehr oder weniger Ernsthaft in der Gegend um her springen, bis auch das letzte Objekt von den hartnäckigen Zirren ausgeknipst wird, geben wir gegen 3.00 am Morgen auf und bauen ab.

Tagsüber bleiben uns die Zirren erhalten. Im Gegensatz zur nebligen Suppe im Tal scheint wenigstens die Sonne bei angenehmen Temperaturen. Webcams bestätigen, dass nun auch die Kärtner Kollegen am ITT nach Tagen "Nebel des Grauens" Licht in Form von Sonnenstrahlen genießen können. Friedl, Marc und ich gönnen uns eine kleine Wanderung um die Edelweißspitze.


360° Panorama, im Vordergrund die etwa im Süden stehende Edelweißspitze - auf Bild klicken für höhere Auflösung


dem Himmel näher ... Nordhang der Edelweißspitze mit Aussichtsturm (links) und unserer Unterkunft, der Edelweißhütte (rechts)

Die zweite Nacht

Die zweite Nacht startet ähnlich wie die erste aufhörte - hohe Bewölkung, aber ausgezeichnetes Seeing. Wir bauen aber guter Hoffnung auf und sollten dafür später auch belohnt werden. Nach und nach verzogen sich die Zirren und ließen den ersten ungetrübten Blick auf den gewaltigen Sternhimmel zu.

Doch was dann kommt verschlägt mir das erste Mal richtig die Sprache. Ich verweile die nächsten 2 Stunden am gleichen Objekt...

Nach dieser sehr anstrengenden Beobachtung gönnen wir uns eine Pause. Wir wärmen uns in der Küche vom Edelweißwirt auf und tanken Kraft für die nächsten Herausforderungen.

Da das Seeing exzellent ist und sich Transparenz zunehmend verbessert fahren Friedl und ich DAS Deep Sky Objekt überhaupt an, die Plattform schnurrt vor sich hin, das 2-fach gebarlowte 5mm Okular ist eingesetzt und los geht es.

Das Seeing ist weiterhin hervorragend, die Wolken haben sich fast komplett verzogen. Es ist windstill und ich wandere ein wenig über den Platz. Marc läuft in Hochform auf, hat er mit seinem 15" Obsession eben doch G 1 beobachten können und Erfolg bei Pease 1 in M 15 gehabt. Gerrit verlustigt sich bei hoher Vergrößerung und edler Okularausstattung an ein paar hellen NGC - PN im 18" Obsession UC. Die Stimmung ist sehr gut, die Truppe passt ... es macht einfach Spaß.

Es ist bereits gegen 3.00 Uhr. Friedl baut durch eine Erkältung geschwächt ab. Die Krankheitsrate am Berg steigt unaufhörlich und soll noch nicht sein Ende finden.

Die Luft ist etwas raus. 4.00 Uhr ist schon durch und am Osthorizont deutet sich das Zodiakallicht an. Die letzte Stunde muss ausgerollt werden dürfen. Wenn da nicht so viele hochinteressante Ziele wären. Ich entscheide mich "ernsthaft" durchzuziehen und das gute Seeing auszunutzen.

Kurz vor Dämmerungsanfang bekomme ich noch einen Motivationsschub. Marc ist bereits langsam am abbauen, aber ich lasse nicht locker.

Ich bemerke jetzt auch die einsetzende Dämmerung. Gerrit hängt noch am Okular, gibt aber auch bald auf. Die Sterne und die Milchstraße verblassen langsam, der Osthorizont färbt sich von schwarz auf dunkelblau.


Restwolken Richtung Südost, die Dämmerungsfarben setzen langsam ein

Gerrit und ich bauen langsam ab. Stressen tut niemand mehr. Die letzten Stücken Schokolade werden aufgeteilt. Nach Abbau begeben wir uns auf den Aussichtsturm und beobachten den Sonnenaufgang. Wir sind nicht allein. Kurz vor Sonnenaufgang gesellen sich noch ein paar Fotografen zu uns und wundern sich über unser so frühzeitig eingenommenes alkoholisches Frühstück ... Prost ... die Nacht war gut. Nach dem Frühstück beim Edelweißwirt geht es zur Augenpflege.


Sonnenaufgang über den westlichen 3000'er

Die dritte Nacht

Mittags, kurz nach dem Erwachen zeigt sich der Himmel stahlblau, keine Wolke weit und breit. Friedl und Marc reisen ab, dafür hat sich Costa angekündigt. Doch der Platz sollte sich noch mehr füllen. Am Abend stoßen mit Thomas Winterer, Frank Richardsen, Ralph Muth und Volker Neubert mit Frau weitere Sternfreunde zu uns. Zu Beginn der Dämmerung weht kein Lüftchen, es ist trocken. Auffallend jedoch, dass eine Südströmung eingesetzt hat und der Nebel ungewöhnlich weit vom Hochtor bis zum Mitteltörl hinunterfällt. Doch wir bauen nichts ahnend auf.


rege Aktivität am Platz, im Hintergrund der vom Süden über die Berge strömende Nebel

Kurz nach Dämmerungsende zeigt sich bei leichtem Südwind und durchschnittlichen Seeing ein sehr klarer Himmel. Doch immer wieder zieht die Nebelzunge so weit Richtung Nord, dass diese aufsteigt und die 300m höher liegende Edelweißspitze erreicht. Wir machen das beste draus und fangen an zu beobachten.


27" im Einsatz

Kurz vor Mitternacht setzt plötzlich heftiger Südwind ein. An ein Beobachten ist kaum mehr zu denken. Bei -5°C und eiskaltem Wind sind nicht nur die Teleskope gefährdet. Nebelschwaden ziehen über den Berg und lassen alles und jeden mit einer dünnen Eisschicht überziehen. Wir drehen die Teleskope aus dem Wind und ehe wir selbst zu Eiszapfen werden genehmigen wir uns eine Auszeit in der Küche. Nach einer Stunden Wärme betreten wir wieder das Schlachtfeld. Der Wind hat nicht nachgelassen und stürmt über die flache Kuppe Es ist äußerst unangenehm, fast extreme Bedingungen am Berg. Selbst die Leiter hatte der Sturm erfasst und in Richtung Teleskop fallen lassen ... zum Glück zähle ich noch vollständige 8 Carbonstangen.

Trotz des massiven Windes herrscht eine gute Transparenz. Über dem Nebelmeer liegt eine fantastische Milchstraße.


"Wasserfall" aus Nebel über dem Hochtor ... darüber der Jupiter

Unter heftigen Böen bauen wir die vereiste Ausrüstung ab. Beim Einpacken erschrecke ich fast ein wenig, als sich am Rand des Platzes etwas am Boden bewegt. Es ist Ralph, der bei dieses üblen Bedingungen im Schlafsack nächtigt. Während der Nacht macht er unter anderem sensationelle Aufnahmen des Zodiakalbandes und in der Morgendämmerung den gigantischen Zodiakallichtkegel. Frank schläft dagegen im Hänger neben seinem 20". Nicht ganz so hart gesotten wie die beiden gönnen wir uns zusammen mit Volker noch eine Flasche Hopfentee und lassen die nicht ganz optimale Nacht gemütlich ausklingen.

Tagsüber ist es wieder klar. Der Nebel hat sich verzogen, doch der Wind ist geblieben. Costa, Gerrit und ich planen auf der Südseite nach windgeschützten Plätzen zu suchen. Doch Gerrits alter Volvo streikt und springt erst nach unkomplizierter Starthilfe vom Edelweißwirt an. Dabei machen wir Halt an einer der am Wegrand stehenden Schneefräsen und begutachten die Edelweißspitze von unten.

Die vierte Nacht

Gegen Abend geschieht das Wunder. Zeitgleich mit Eintreffen vom Münchner Sternfreund Christian flaut der Wind komplett ab. Wieder sind keine Wolken am Himmel zu sehen. Auch bemerken wir keine Nebeleinbrüche vom Süden. Wird das die erste wirklich perfekte Nacht? Zum Abendessen zeigt sich ein gigantischer Erdschatten, der es mit namibischen Verhältnissen aufnehmen kann.


Erdschatten Richtung Ost, das unbearbeitete Bild gibt hervorragend den visuellen Eindruck wieder

Es ist Montag ... am Berg ist es sehr ruhig geworden, alle Touris haben den recht kalten Platz verlassen. Wir selbst sind auch nur noch zu viert. In der Dämmerung ist die schmale Mondsichel des zunehmenden Mondes zu sehen, stört aber nicht und geht etwa zeitgleich mit Ende der Dämmerung unter.


wolkenlos, windstill, perfekte Transparenz auf 2571m Höhe, extrem ruhige Luft und 27" Öffnung ... wir sind wunschlos glücklich und warten auf die Nacht

Die Nacht strebe ich außer ein paar wenigen Ausnahmen keine wirklich extremen Objekte an. Dafür fehlt mir der Antrieb. Eine gelungene Mischung aus hellen und bekannten Objekten mit interessanten Unbekannten soll heute das gesteckte Ziel werden ... weiter mit hell

Vor ziemlich genau 6 Jahren machte ich an gleicher Stelle einen "Palomar - Marathon" und beobachtete mit 16" etliche Kugelhaufen dieses Kataloges. Ich bekomme Lust ein paar dieser Objekte wieder einmal einzustellen, lang genug ist es her.

Doch genug Kugelhaufen. Zeit etwas für die Augenpflege zu tun und ein paar Highlights des Himmels einzustellen. Eines davon, zumindest mit größerer Öffnung ist der "Fleischerhaken" ...

Zeit für eine Pause. Es ist Mitternacht durch. Der Gegenschein ist direkt zu sehen und wirkt wie eine von unten beleuchtete hohe Wolke. Nach Osten ist der Gegenschein mit einer schmalen Brücke gut weiter zu verfolgen, das Zodiakalband. Gerrit und Costa sehen es ebenfalls ohne große Probleme. Der Himmel ist fantastisch. Mein SQM überschreitet die 21,6 magarcsec² und zeigt aufgrund der aus dem Messkegel heraus laufenden Milchstraße immer höhere Werte, die bis zum Einsetzen des Zodiakalscheins auf knapp 21,7 steigen.


links von Jupiter der helle Gegenschein ... das schwächere Zodiakalband ist bis knapp unterhalb der Plejaden zu verfolgen

Nach etwas Ruhe, Schokolade und einen Kaffee geht es weiter ... wir haben noch gut 4 Stunden bis zur Dämmerung. Bevor ich mich einen richtig schweren Brocken nähere noch zwei Objekte der leichteren Kost.

Ich gönnen mir eine Pause, schnappe ein wenig Luft und tanke Kraft - die ich beim nächsten Objekt dringend benötige. Ein Objekt, was fast jeder aus Fotografien kennt, aber wohl zu den schwersten visuell am Himmel erreichbaren Objekten gehört. Die erfolgreichen und gescheiterten Beobachtungen streuen extrem. Zeichnungen mit 3" Öffnungen und Nichtsichtungen mit 20" unter hochalpinen Bedingungen lassen viel Platz für hitzige Diskussionen - ich muss mich selbst davon überzeugen ...

Die Beobachtung hat mich geschafft, ich muss durchatmen und vertrete mir ein wenig die Füße. Gerrit, Costa und Christian an seinen 20" sind eifrig bei der Sache. Wir genießen die Bedingungen. Teilweise werden schon Winterobjekte eingestellt ... Erinnerungen, die wir gern mit etwas Abstand an trüben Novembertagen Revue passieren lassen. Doch zunächst steht aus dem nichts Herr Lederer - der Edelweißwirt hinter uns. Mitgebracht hat er heißen Tee, eine Geste die nicht selbstverständlich ist und über die wir uns sehr freuen.

Die Luft ist raus. Es ist kurz vor 5.00 Uhr. Das Zodiakallicht dominiert den Osthorizont. Darin steht der aufgehende Löwe, ein schöner Anblick. Die anderen fahren bereits auch schon "Ausklingprogramm". Zusammen mit Gerrit und seinem 18" stellen wir ein weiteres schönes Paar ein.

Die Nacht geht zu Ende. Wir bauen wie gewohnt im fahlen Licht ab. Die Dämmerung schreitet schnell voran. Wir begeben uns nach getaner Arbeit mit einem Bier auf den Aussichtsturm und beobachten die wechselnden Dämmerungsfarben. Zufrieden stoßen wir auf eine äußerst gelungenen Nacht an. Am gegenüber befindlichen Großen Wiesbachhorn (3564m) fangen die Spitzen an sich rot zu färben. Bald darauf leuchtet das komplette Bergmassiv in rötlichen Tönen ... nur noch wenige Minuten, bevor auch wir die ersten Sonnenstrahlen erhaschen können. Nachdem wir diese ein paar Minuten genießen, gehen wir zum Frühstück über und tanken danach Energie für die nächste bevorstehende Nacht.


die Dämmerung setzt ein, die letzten Sterne verschwinden - im Hintergrund das 70km entfernte Dachsteinmassiv

Die fünfte Nacht

Auch die fünfte Nacht verheißt gutes. Die Müdigkeit der letzten Nächte steckt zwar in uns, wir sind aber guter Dinge diese für uns definitiv letzte Nacht zu nutzen und voll auszukosten. Wieder ist es wolkenlos und windstill. Die Fernsicht ist grandios.


letzte Sonnenstrahlen, v.l.n.r. Steinberge, Zeller See (Vordergrund) genau darüber Watzmann (60km), Steinernes Meer

Der Monduntergang fällt auf eine Stunde nach Dämmerungsende. Wir entscheiden trotzdem früh genug aufzubauen und die Zeit bis zu völligen Dunkelheit abzuwarten. Diese Entscheidung stellt sich als richtig heraus - der Platz erstrahlt in einem fahlen, vollkommen ungewohnten Licht. Trotz bereits fortgeschrittener Mondphase zeigt sich die Milchstraße hell und strukturiert. Gerrit und Costa zeigen einer neugierigen Familie ein paar Highlights am Himmel ... es kommt die Frage auf, warum wir solche Strapazen auf uns nehmen und die Sterne gerade von hier aus beobachten. Gerrit fragt zurück ob sie die Nationalflagge der Ostfriesen kennen - weißer Adler auf weißem Grund - und erklärt unter heftigen Lachanfällen unsere Situation und die Wirkung eines aufgehellten Himmels. Kurz nach 21.00 verschwindet der Mond hinter den 3000'ern - es wird schlagartig dunkel, wir starten in die Nacht.


die Dämmerung beginnt - Teleskope sind einsatzbereit und warten auf Sternlicht

Zum Aufwärmen ein paar helle NGC - PN. Das Seeing scheint wieder einmal exzellent zu sein. Die Feinjustage am Polarstern zeigt auch bei 837x einen ruhigen Doppelstern. Optiktester hätten Spaß am Intra- und Extrafokalen Bild des Meisterwerkes aus Werner Reimanns Hand. Wir haben es auch, aber nicht am Polarstern, sondern zunächst an ...

Nach einem kurzen Schwenk über den extrem zerfaserten Cirrusnebel und den mit Dunkelschläuchen durchzogenen Cocoon Nebel IC 5146 geht es an eine von mir besonders geliebte Objektkategorie - den Galaxienketten. Diesmal ohne Hickson oder Abell Bezeichnung sondern aus dem Katalog des russischen Astronomen Vorontsov Velyaminov, der ähnlich wie Arp ein Katalog über wechselwirkende Systeme erschuf.

Danach ist etwas Verschnaufprogramm angesagt. Zwischen den harten Brocken gönne ich mir immer wieder "leichtere" Kost, was der Konzentration sehr zu gute kommt.

Christian kommt vorbei und spricht mich auf zwei Deep Sky Herausforderungen an, die wir gemeinsam angehen und überprüfen wollen. Es handelt sich in beiden Fällen um zufällige Paarungen von Planetarische Nebel und Galaxien.

Mitternacht ist knapp überschritten. Costa gönnt sich bereits eine Pause. Ich gebe mich einen gänzlich anderen Kontrastprogramm hin und steuere ein paar Planetenmonde an. Das Seeing ist hervorragend, sodass ich mit sehr hohen Vergrößerungen wie selbstverständlich arbeiten kann.

Mitternachtspause ... Käffchen und Schoko sind jetzt Objekte der Begierde. Während Costa schon wieder eifrig am Beobachten ist, gönnen Gerrit und ich uns eine verdiente Pause. Die Kraft lässt merklich nach, der Wille ist aber stärker ... kein Hobby für Fußföhner. Noch 4 Stunden und eine Menge an Programmpunkten, die "abbeobachtet" werden wollen. Guter Stimmung geht es wieder ins Freie. Die ganze Nacht schon sind im Süden auf den ersten 3°-4° weit entfernte Wolken zu erkennen, die aber brav zurückbleiben.
Das Seeing ist noch immer sehr stabil - das 3,5mm Okular ständig im Einsatz. Sogar bei der sonst selten genutzten Barlow sind die Kappen unten.

Nach der leichten Kost sind Augen und Sehnerv wieder warm und können "auf Last" laufen gelassen werden. Gerade richtig für eine schöne Galaxiengruppe, die ich mir extra bei gutem Seeing vornehmen wollte ...

Mit engen und 17bmag+ Galaxien soll nun Schluss sein. Ich stelle einen meiner Lieblinge am Spätherbsthimmel ein ...

Eigentlich als Erholung eingestellt, haut mich das nächste Objekt fast von der Leiter. Mit letzte Kraft schaffe ich es eine Art Jubelschrei loszuwerden. Helfende Augen eilen sofort herbei ...

Ab jetzt ist wirklich Genussprogramm angesagt. Die Sehmaschinen müssen langsam runter gefahren werden, sehr langsam. Es ist bereits nach 4.00 Uhr. Costa baut ab, Gerrit und ich wanken um die Teleskope. Von Christian hört man auch nicht mehr das meiste. Zusammen und parallel mit Gerrits 18" fahren wir einige Messiergalaxien an.

Die Dämmerung ist bereits weit fortgeschritten. Hundemüde packen wir unsere Teleskope zusammen und köpfen unser letztes Bier. Kalter Wind kommt auf. Doch der ist uns jetzt egal. Wir stellen uns schützend hinter den Aussichtsturm und lassen die Farben auf uns wirken. Wir stoßen glücklich auf die gelungenen Nächte an. Noch vollkommen aufgewühlt gönnen wir uns ein paar Stunden Schlaf.


Zodiakallicht am morgendlichen Osthorizont, im Süden leichte Zirren und die visuell kaum sichtbare, 120km entfernte Poebene

Bei der Abreise am frühen Morgen stellen wir fest, dass der Wind die im Süden stehenden Zirren zu uns getrieben hat. Jetzt stören sie uns nicht mehr ... nochmal Glück gehabt. Geschafft und zufrieden reisen wir ab ... und verbleiben mit freundlichen Grüßen.


letzter Blick auf den noch leeren Parkplatz der Edelweißspitze

Schlussendlich vielen Dank an Ralph Muth, Costa und Friedl für die tollen Bilder!