Verschneite Spätherbstnacht auf der Edelweißspitze

Das seit Jahren schlechteste "Astrojahr" liegt fast hinter uns. Insgesamt 2 Versuche Beobachtungen unter den perfekten Bedingungen an der Großglockner Hochalpenstraße durch zu führen verliefen ernüchternd - eine offene Rechnung war noch zu begleichen.


verschneite Landschaft, aber geräumte Straße auf über 2000m Höhe

Nach Arbeitsschluss packe ich das Auto, die Taschen waren bereits am Vorabend gepackt. Ziel der sehr kurzfristig eingeschobenen abendlichen Reise ist der etwa 3 Fahrstunden entfernte Großglockner. Die Fahrt ist spektakulär. Vor blauen Himmel zeigen sich im Abendlicht die bereits mit Schnee bedeckten Berge. An der Mautstation warnt man mich vor aufkommenden Glatteis auf der gesamten Strecke. Friedl ist bereits angekommen und machte erste Fotos (Danke dafür). Wir sind außer der 3 Wirtsleute die einzigen am Berg. Nach einer kurzen Stärkung ist es noch ruhiger als üblich. Die Sonne ist bereits untergegangen als Testfahrer von Audi zu uns stoßen, freilich mit anderen Zielen - der Abkühlung der Bremsanlage vor der anschließenden Belastung der selbigen auf der Talfahrt.


tiefblauer Himmel, darunter auffälliger Erdschatten

Die Nacht scheint perfekt zu werden. Blauer Himmel, auffälliger Erdschatten und kurze Spuren der Flieger lassen Freude aufkommen. Getrübt wird diese etwas durch aufkommenden Südwind und noch erträglichen -5°C. Die Sorge um aufkommenden Fön legt sich im Laufe der Nacht, es wird weder wärmer, noch windiger. Der 16" ist schnell justiert und einsatzbereit...es kann los gehen.

Dem nächsten Objekt bin ich schon länger auf der Spur. Es handelt sich um Gyulbudaghian's Nebel. Der auch unter der Bezeichnung GM 1-29 laufenden Nebel verändert ähnlich wie NGC 2261 auf Grund PV Cep verdunkelnden Materiewolken seine Helligkeit.

Beim nächsten Objekt hole ich einen immer verschobenen Versuch nach...der Halobeobachtung des Objektes, die sich auf Grund hauptsächlich in Ha leuchtenden Charakters als schwierig herausstellt. Es geht um den bekannten...

Nächstes Objekt, nächste visuelle Herausforderung. Die Reise geht in unsere unmittelbare Nachbarschaft, der Lokalen Gruppe. Ziel soll eines der schwierigsten Objekte sein. Von diesem sind positiven Beobachtungen weltweit rar gestreut. Etliche eigene Fehlversuche bestätigen die "Nichtsichtbarkeit" des Objektes. Doch es geht...

Nach den durchweg positiven und aufregenden Beobachtungen der ersten Nachthälfte geht es mit zwei schwachen, vorwiegend im roten Licht leuchtenden Planetarischen Nebeln weiter.

Bei einer Aufwärmrunde um den Aussichtsturm besuche ich Friedl an seinem 16". Er hat was "Fassbares", genau das richtige für mich jetzt...

Weiter mit ein paar einfachen und visuell schönen Objekten. Die Mischung macht es, so begebe ich mich zunächst zu einem Reflexionsnebel.

Nach dem galaktischen Nebel stelle ich mit zwei schönen Herbstgalaxien wieder weiter entfernte extragalaktische Ziele ein.

Es ist bereits 1.30 Uhr. Wir entscheiden uns für eine Pause und wärmen uns in der Edelweißhütte etwas auf. Friedl bekommt Bierdurst, ein Zeichen sofort wieder raus zu gehen und weiterzumachen.

Friedl sitzt und beobachtet den Himmel mit bloßem Auge. Ihm fällt der gut sichtbare Gegenschein auf. Doch es zeigt sich mehr. Er weist mich auf das Zodiakalband hin, zumindest einer schmalen Struktur, die sich entlang der Ekliptik weit verfolgen lässt. Er hat Recht...ich sehe dies auch. Für mich in der Art das erste Mal. Ich vermutete es zwar schon auf der Silvretta, dort war es aber schwächer und nur unsicher zu sehen, anders jetzt.
Ein Zeichen des heran schreitenden Morgens ist das Zodakallicht, was sich bereits schwach über den Nordosthorizont abzeichnet, darunter der aufgehende Orion. Zeit sich der noch über bleibenden Herausforderung zu stellen, einem Kugelsternhaufen.

Weiter geht es mit einer wunderschönen Galaxiengruppe des Hicksonkataloges. Dieser Eintrag zählt zu den hellsten. Einige der Mitglieder konnte ich bereits mit 4" Öffnung erfolgreich beobachten. Mit 16" ist dieses Objekt einfach.

4.30 Uhr. Friedl beobachtet Orionnebel und Mars...ein Zeichen für die bald endende Nacht. Ein Blick in den Westen zeigt unser Glück. Erst jetzt ziehen Wolken auf. Doch ich möchte noch nicht aufgeben, die Nacht ist zu gut.

Knapp vor 5.00 Uhr. Es steht mittlerweile nur noch ein Teleskop auf den Platz. Die Motivation lässt auch bei mir schlagartig nach, was ich auf den Wolkenaufzug schiebe. Ich nehme mir noch die klassischen Objekte vor wie Orionnebel im neuen Weitwinkelokular. Der Pferdekopfnebel ist auch auffällig ohne Hß, ich bin zu faul den Filter zu holen. Letztes Objekt wird Mars, der die Große Syrte zeigt. Ich bin vom Bild ganz angetan - Friedl nicht, halt DS Beobachter pur :-)

Ich packe auch ein, letztendlich muss ich gleich zur Arbeit. Dazwischen steht lediglich eine auf 16km vereiste steile Talfahrt. Ich meistere die Abfahrt mit vielen Nerven, treffe auf den letzten Kilometern noch einen Hirsch, der erst nach italienischen Hupstil Anstalten macht die Straße zu räumen.


geschlossene, von unten beleuchtete Wolkendecke kurz vor Sonnenaufgang - Blick Richtung Hochtor (Süden)


Morgendämmerung von der Edelweißspitze, kurz vor Sonnenaufgang - Blick Richtung Osten


Die Dämmerung beginnt und bietet ein geniales Bild. Die aufgehende Sonne beleuchtet die heranziehenden Wolken im Westenn auf deren Unterseite. Das Farbenspiel wirkt etwas surreal, macht auf mich aber einen nachhaltigen Eindruck. Friedl hält dies von der Edelweißspitze fest, während ich auf den Weg zur Arbeit bin und noch einen anstrengenden Tag ohne Schlaf hinter mich bringen muss. Eine zwar anstrengende aber äußerst lohnende Nacht geht zu Ende - wir kommen wieder.