Tag 14 - 28.06. - 29.06.09

Unser letzter Tag. Nach der langen vergangenen Nacht stehen wir ungewohnt früh auf, sogar noch eine Stunde früher als geplant, da ich mich in der Zeit vertue. Es blieben uns ganze 3 Stunden Schlaf. Dafür jedoch relativ fit sitzen wir als erste am Tisch. Doch wie bei den anderen Tagen auch lassen wir uns nicht stressen. Ein leichtes Gefühl des Wehmutes kommt auf.

Nach dem Frühstück packen wir zunächst alle ein. Das heißt Teleskope zerlegen, vom Staub befreien und sicher verpacken. Danach das gleiche mit dem restlichen Reisegepäck. Alles geht relativ zügig.


Einpacken ist angesagt, Achim im selbstgeschliffenem 17" Parabolspiegel

Gegen 14.00 Uhr haben wir alle Koffer und Kisten auf dem Anhänger verstaut. Dieser wird von einer Plane gegen Staub abgedeckt. Wie sich herausstellt, ist diese nicht sehr wirkungsvoll. Auf den kilometerlangen Pads dringt der Staub bis in die Koffer. Ein geschlossener Anhänger wäre hier sicher die bessere Lösung.
Mit an Bord ist Sarah, unsere Köchin. Mit dem Fahrer Walter und seinem Kumpel sind wir 11 Leute im geschlossenem Jeep - es wird eng. Ziel ist Windhuk. Walter hat hier ein Haus mit mehreren Wohnungen und "lagert" uns zwischen. Eine gute Idee, da unser Flug in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages gehen soll. Nachdem wir Sarah und Walters Kumpel abgeliefert haben fahren wir in einen Außenbezirk von Windhuk. Das Haus liegt in einem recht neuem Baugebiet und besitzt eine wunderbare Aussicht auf Windhuk. Auffallend sind Elektrozäune, die bei annähernd allen Häusern auf den normalen Zäunen sitzen. Naiv vermute ich erst eine Affenabwehr, ähnlich wie auf der Farm. Waltraud erklärt aber, dass diese Zäune gegen andere Zweibeiner montiert sind. So sieht man die Zäune sofort in einem anderen Licht - ich sehe plötzlich überall Haftanstalten.


Windhuk bei Tag, man sieht die für uns befremdlichen Elektrozäune

Die Wohnungen sind einfach aber sauber eingerichtet. Wie auf der Farm fehlt es an nichts. Wir entpacken wieder unser verstaubtes Gepäck und richten uns das Nötigste für die letzten Stunden ein. Lange verweilen wir nicht im Haus, es geht weiter in Richtung Windhuk. Waltraud ist so nett und fährt ein paar Stadtrunden. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich sind extrem. Von Palästen mit gigantischen, nicht astronomisch genutzten Kuppeln zum Tagelöhner sehen wir alles auf engem Raum. Eine fremde Welt, die zumindest ich versuche zu verdrängen. Wegschauen fällt jedoch nicht leicht, steht doch z.B. der große Reichtum im krassen Gegensatz zu den immer noch nicht vollständig besetzten Schulen, die Armut verhindert das Finanzieren der notwendigen Schuluniformen.


gute Miene zum bösen Spiel, der fehlende Eisenmeteorit im Vordergrund befindet sich in Huberts rechter Hosentasche

Der Besuch in Windhuk verläuft für mich enttäuschend. Die Sehenswürdigkeiten lassen sich an einer Hand abzählen. Windhuk fehlt es an einer gewachsenen Kernstadt. Der Abriss historischer Gebäude und der Bau möglichst schlecht angepasster Plattenbauten wird hier wohl unbürokratischer gehandhabt als in deutschen Landen, ein Lob auf das Bauamt und den Denkmalschutz. Zu bedenken ist natürlich, dass Windhuk als Stadt erst etwa 120 Jahre existiert. Wir stürzen uns zunächst auf die bekannten Gibeon - Eisenmeteoriten in der Innenstadt. Drei von ihnen sind bereits gewaltsam entfernt worden. Der Plan einen Kaffee zu trinken oder ein afrikanisches Eis zu genießen fällt aus, wir finden am Sonntag kein offenes Kaffee. Wir laufen zur alten Christuskirche, die von Palmen umgeben in einem ungewohnten Kontrast unter blauen afrikanischen Himmel beleuchtet wird. Gleich daneben befindet sich die Statue des "Südwester Reiter" und die alte, von deutschen gegründete Feste. Sofort werden wir von gut deutsch sprechenden Schwarzen umgeben, die von uns "Spenden" haben möchten. Dabei liegen unsere finanziellen Werte hinter einem mit Strom gesicherten Zaun, meist in silbernen Alukoffern - mehr oder weniger staubsicher verpackt. Auf den Rückweg fallen mir diverse Straßennamen auf, neben "Kaiser Wilhelm" existieren auch "Fidel Castro" und "Robert Mugave" in gleichnamigen Straßen oder Avenuen. Am Treffpunkt versammeln wir uns alle bereits vor der vereinbarten Zeit.

Doch das Highlight kommt noch. Wir begeben uns zu der in Windhuk bekannten "Joes Bar". Ein traumhaft angelegtes Ensemble von benachbarten Lokalen. Das typisch namibianische Lokal lässt sich nur wenig mit Deutschen vergleichen. Unser Lokal ist rund und nach oben hin offen um eine Feuerstelle angelegt. An den Außenseiten kann man sitzen. An einer Stelle ist der Zugang zur Küche, aus der das rege Treiben gut zu beobachten ist. Spezialität ist hier das Gegrillte. Der trockenen Luft fallen wir aber schnell zum Opfer, die erste Bierrunde ist bestellt. Neben einheimischen Windhuk - Lager ist auch Erdinger und Schöfferhofer Weizen zu bekommen. Wir fühlen uns wohl. Als Essen entscheide ich mich für Gemsbock. Meine Entscheidung sollte ich nicht bereuen, das Fleisch ist einfach nur ein Traum. Im Laufe des Abends wird es kühler, wir rücken der Feuerstelle immer näher, eine geniale Sache. Über uns ist das Kreuz des Südens zu sehen, sogar die hellsten Milchstraßenabschnitte sind zu erkennen.


Abschlussessen in einer gemütlichen Bar in Windhuk, auf dem Speiseplan steht unter anderem Krokodil, Gemsbock und Zebra

Doch alles hat ein Ende. Auf der Rückfahrt haben wir noch einen schönen Blick auf die Stadt. Für eine 400.000 Einwohner zählende Hauptstadt fällt die Beleuchtung wie zu erwarten relativ gering aus. Wie bereits angedeutet ist trotz Mond und Beleuchtung die Milchstraße zu sehen. Nach einem kleinen und sehr leckeren Likör legen wir uns hin.


letzter Blick über Windhuk, in nur wenigen Stunden geht unser Flieger

Gegen 4.30 Uhr geht das letzte Mal der Reisewecker. Wir machen uns fertig und begeben uns auf die etwa Dreiviertelstunde dauernde Fahrt zum Flughafen. Auf dem Weg dorthin sehen wir kaum ein Auto, undenkbar für einen Montagmorgen in Mitteleuropa. Das Einchecken verläuft langsam aber für uns problemlos, niemand interessiert sich für unsere zerlegten "Gerüste". Wieder dabei die trotz oder gerade Tarnkleidung gut zu erkennenden Jäger. Ich verkneife mir einen Spaß, zu bedrohlich wirken die lange Transportkisten, bzw. deren Inhalt. Gegen 7.00 Uhr hebt der Flieger mit etwas Verspätung ab. Klar zu sehen, warum Windhuk an wenigen Tagen Nachts von Hakos aus zu sehen war. Ein Kraftwerk bläst unaufhaltsam Dreck in die Luft, der sich gleichmäßig über die Stadt verteilt.

Der Flug verläuft typisch. Wir fliegen fast in idealer Nordrichtung. Langsam wird die Vegetation etwas reicher, die Farbe grün ist immer häufiger zu sehen, wir befinden uns über den Savannen von Angola. Danach wird es wolkiger, den Regenwald über Kongo und Kamerun sehen wir nur eingeschränkt. Ein sehr langer Flugabschnitt geht über die Sahara. Nach einer reinen Ewigkeit sind erste Becken der Salzgewinnung zu sehen. Auch die Bebauung wird dichter. Jetzt geht es schnell, der Grünstreifen an der Nordafrikanischen Küste ist schmal, sodass wir bald über dem Mittelmehr sind. Über Sizilien kommen wir quer auf Italien zu. Unter unseren Fenstern ist Rimini und der Felsenstaat San Marino zu sehen. Die Alpen sehen wir kaum, fast alle Berge sind von Gewitterzellen umgeben, die der Pilot geschickt umfliegt. Auf Grund der kleinen Verspätung drehen wir noch eine Ehrenrunde über München und landen dann sanft.

Wie sich herausstellt ist heute kein Österreichischer Tag. Rudi muss feststellen das sein Auto abgebrannt ist und Friedls Auto hat einen kapitalen Bremsschaden. Sein Bruder holt uns mit dem österreichischen Ersatzwagen ab, hier funktioniert außer der Rastung des Beifahrersitzes alles.

Gegen 21.00 Uhr kommen wir in Miesbach an. Für mich ist damit der offiziell Urlaub Namibia 2009 beendet. Wenige Minuten später wird die Urlaubsplanung Namibia 2011 offiziell begonnen, nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Der letzte Satz fällt mir leicht - Leute, es war unbeschreiblich schön...