Deep-Sky-Marathon Edelweißspitze September 2005
eeendlich...
Erdschatten, Blick von der Edelweißspitze
nach Osten
alle Zeichnungen sind
fertig, die 3 Wahnsinnsnächte so langsam verdaut
04. September, Wetterbericht gelesen, Mischel angerufen und beraten, Ergebnis:
morgen Aufbruch Richtung Alpen, 05. September, hole Mischel um 5 Uhr ab und
düsen Richtung Süden, kurzes Frühstück in Würzburg und weiter, mein alter Ford
Escord ist mit zwei Teleskopen (15" und 16") hoffnungslos überladen, dafür
kostenlos tiefergelegt und auf der Autobahn mit besseren CW-Wert
Gegen Nachmittag treffen wir im Wallackhaus ein und begrüßen erstmal alte
Bekannte, der ganze Stock ist voller Astrofreaks, dass kann was werden...die
Nacht wird klar, wie bestellt
Die erste Nacht
Nachdem Mischel und ich fast
das Abendessen verpennt hatte, stopfen wir das Essen rein und brechen in der
späten Dämmerung zur Edelweißspitze auf. Ich traue meinen Augen nicht, der
Parkplatz ist voll, voll mit Astronomen: Frank (20"), Roland (21"), Gerald
(17,5"), Wolf und Kurt (16"), Timm (20"), Yves (24"), Mischel (15"), Münchener
Sternfreund (20"), 3 Astrofotografen und meine Wenigkeit (16")
Die Nacht scheint perfekt, sehr ruhige Luft, dazu perfekte Durchsicht,
Grenzgröße schätze ich auf 7,0mag in der Polregion...
ich fange mit Palomar
6 an, deutlich zu sehen, man, warum hab ich den nur auf der Silvretta
übersehen, der KH steht bei der Beobachtung nur wenige Grad über dem
Horizont, der aber perfekt klar ist
gut gelaunt weiter zu
Palomar 15 soll der schwerste Palomar sein, ich sehe erstmal gar nichts,
bei höherer AP taucht immer wieder an besagter Stelle ein sehr schwaches
Etwas auf...sehr Grenzwertig, nächste Nacht versuche ich das gleiche in Yves
seinem 24", ohje...das Teil ist wirklich ne harte Nuss, mit AP von 6mm sehe
ich den Fleck deutlicher, Roland und Timm meinen ihn auch zu sehen, trotzdem
der Hammer
Abell 60, ohne Filter keine Chance, im 14mm Oku und [OIII] taucht der kreisrunde PN dann recht deutlich auf auf, irgendwie erscheint mir das Innere leicht gemottelt
Zum Abkühlen laufe ich ein wenig über den Platz und bleibe bei Frank hängen, der stellt gleich zwei Knüller ein
NGC 185, wir beide sehen unabhängig eine Dunkelkante, Roland bestätigt an 21" die Beobachtung, dass scheint der Dunkelnebel von NGC 185 zu seien
NGC 604, die
hellste HII-Region in M33, das Seeing ist perfekt, sofort fallen bei sehr
hoher Vergrößerung 5 Knoten auf, der 6. ist schwerer, aber auch zu erahnen,
die Knoten scheinen junge und sehr helle Sternassoziationen zu seien...sehr
spannend
OK, ich wollte mich eigentlich abkühlen, nichts geworden, naja, weiter mit
16", eines der kleinsten Teleskope am Platz
NGC 7008 wow, den
PN wollte ich immer mal zeichen...dann mache ich es mal, einfach toll mit
viel Struktur, ich beobachte hauptsächlich ohne Nebelfilter
weiter mit Simeiz 22
klingt komisch...heisst aber so, ein großer PN in der Cassiopeia, ziemlich
schwierig, ein schwacher, großer Nebelbogen im [OIII]-Filter, den hätte ich
mir einfacher vorgestellt
Die vielen großen Teleskope locken, ich hab keine Lust mehr mit 16" und wandere mal wieder
Roland hat bei 680x G1 eingestellt, den bekannten KH in M31, wow, so flächig und ruhig hab ich den noch nie gesehen
M1 ist auch die Wucht, im [OIII] sieht man deutlich die innerer, faserige Struktur
Weiter zu Timm seinem 20" Lowrider, das Beobachten macht mit dem Teil einfach nur Spaß, der Umgang ist völlig problemlos...so einfach können 20" sein
IC 1311 mittlereweile einer meiner Lieblingssternhaufen, bei niedriger Vergrößerung ein schwaches Glühen, etwas höher vergrößert offenbaren sich Dutzdende schwache Sterne...toll
ich fahre NGC 6802
an, ein weitere reicher offener Sternhaufen an der Ostseite vom bekannten
Kleiderbügelsternhaufen
So, Yves sein 24" beherrscht den Platz, also hin und durchschauen
erstmal prüfe ich, was ich da an NGC 7008 gesehen und gezeichnet habe, schon ein ganz schöner Unterschied zu 16"
Yves will Pease 1 sehen, ok, los geht es, leider hab ich die Aufsuchkarten nicht dabei, weiss die Aufsuchfigur noch und finde ihn schnell, Yves findet zwar meine Figur nicht, dafür den PN...jawohl
oh ja, die tolle Spirale NGC 7479, einfach der Wahnsinn, der Hauptarm zeigt Struktur und ist an der hellsten Stelle leicht geknickt
beim Cirrusnebel fallen alle von der Leiter...wir sind geblendet, der zerfällt total in feine Fasern, also 7,0mag Grenzgröße und 24" mit Cirrus nahe dem Zenit ist schon geil
dann NGC 7331 und Stephan's Quintet, ohje, ich schwenke um 7331 und stolpere über Stephans Quintet...ich sag nur "knallhell", dass die 6 Galaxien leicht zu sehen sind, ist fast selbstverständlich
Ok B33 oder auch bekannt unter dem Namen Pferdekopfnebel, der steht zwar noch nicht sehr hoch, ist aber im 20'ger Nagler der Hammer, ich seh deutlich die Schnautze
dann der
"Rausschmeißer"...Mars, also, ich hab ja schon viel Planeten
geschaut, hätte mir aber im Traum nicht vorgestellt, dass man diesen
Planeten im Fernrohr so sehen kann, die dicken Kisten können bei dem Seeing
ihre Auflösung voll ausspielen, 450-fach sind hoffnungslos untervergrößert,
wow, man kann den visuellen Anblick mit den besten webcam-Aufnahmen
vergleichen, die kleinsten Einzelheiten liegen wohl deutlich unter
0,5"...was soll ich da noch sagen, ich bin echt baff
Die zweite Nacht
Nach schlechtem Schlaf machen wir uns wieder zur Edelweißspitze auf. Zu Besuch ist diemal Ulli Vedder mit seinem genialen 16" Dobson...mit Nachführplattform versteht sich. Da der Süden bewölkt ist und sich die Wolken erst am Hochtor auflösen, es ist leicht windig, das Seeing ist mies
anfangen tue ich mit dem Ausrufezeichen, dem Galaxienpaar NGC 5544/5545, im 16" nicht ganz so einfach zu erkennen...warum?, weil ich es vorher bei Yves im 24" gesehen habe...toll
weiter zum sehr interessanten Triple NGC 6712/IC1295/PK025.3-04.6; zuerst fallen der sehr dichte KH NGC 6712 und der ähnlich große PN IC 1295 auf, die etwa 0,5° benachbart stehen, die Besonderheit ist, dass zwischen beiden Objekten noch ein zweiter PN steht, der auch auf den Namen "Sanduleak 2-374" hört. Davon sollte man sich nicht beeindrucken lassen, der PN ist winzig, aber recht hell und bei bekannter Lage auch schon ohne Filter zu sehen, schön hier der [OIII] Blink, der PN ist übrigens in Guide an falscher Position eingezeichnet
Abell 70 versuche
ich zunächts in 24", die Galaxie ist deutlich und setzt sich ohne Filter
klar vom Ring ab, mit 16" sieht die Sache schon nicht mehr so klar aus, die
Galaxie ist schwach als längliche Aufhellung zu erkennen
trotz schlechtem Seeing stellt Yves in 24" Palomar 11 ein, der ist bei der Öffnung fast aufgelöst, viele Einzelsterne sind zu sehen
Plötzlich setzt starker Wind ein, der das Beobachten unmöglich macht, Lichtschutzblenden fliegen durch die Gegend, ich jage ein paar Einzelblättern hinterher, alle außer Mischel, den 3 Astrofotografen und mir packen ein und fahren, eine halbe Stunde danach flaut der Wind wieder ab, das Seeing wird besser und wir 5 gehen wieder auf Deep-Sky-Jagd
zuerst nehme ich mir den schweren PN Abell 73 vor, den finde ich sofort und bin überrascht, wie leicht der indirekt zu halten ist, die Durchsicht scheint wieder besser geworden zu sein
Abell 75 ist
nächstes Opfer, der ist recht klein, zeigt aber Struktur. Die nördliche
Seite ist etwas heller, vom Westen ragt ein Dunkelnebel in den PN
nun mal Galaxien, die
Galaxiengruppe um NGC 7549, Arp 99 eine schöne Gruppe aus 5 Galaxien,
bei der eigentliche Arp-Galaxie NGC 7549 ist schwach die Spiralstruktur zu
erkennen, jedoch sind die Arme nicht sehr weit zu verfolgen, sondern deuten
sich nur kurz aus der Galaxie an
Es folgen noch ein paar Showpieces, bevor es in der Morgendämmerung wieder Richtung Wallackhaus geht
Die dritte Nacht
Kaum zu glauben, die dritte Nacht in Folge, zu Besuch ist Jens Bohle und Thomas Grunge, das Seeing ist wieder deutlich besser als die vorige Nacht, als sich die Feuchtigkeit legt, herrscht wieder eine top Durchsicht mit einer Grenzgröße von 7,0mag in der Polregion
zuerst schaue ich mich ein wenig "warm"...ich fange an ziellos unterhalb von M8 mich nach Süden vorzutasten und fahre über die beiden schönen KH-Paare NGC 6544/6553 und NGC 6522/6528, Strukturen in der Milchstraße sind bis runter auf die Bergspitzen zu sehen, kaum zu glauben
unbedingt zeichnen
wollte ich NGC 6804, den ich schon mal mit 20" beobachtete hatte und
interessante Filterwirkung zeigt. Ohne Filter sind die zwei hellen, leicht
versetzten Schalen deutlich zu sehen, der PN wirkt oval, mit [OIII]-Filter
ändert sich das Bild sofort und der PN erscheint fast kreisrund, das
schwächere Halo um den PN wird sichtbar, ich hab das mal versucht grün in
die Zeichnung zu verewigen
auch sehr interessant
bei gutem Seeing war NGC 6894, der Ringnebel im Schwan bei 450 facher
Vergrößerung kann ich mit [OIII] 4 schwache Knoten im Ring rausbeobachten,
der Ring ist also deutlich strukturiert, die Knoten sind aber schwer zu
fassen, ohne Filter ist ein schwacher Stern auf der westlichen Seite vom PN
zu sehen, ein ZS war nicht zu sehen, der hat glaube ich über 18mag
wo ich beim Zeichnen
bin, nehme ich mir gleich noch Abell 82 vor, der reagiert aufgrund
seiner schwachen Helligkeit sehr auf die Verwendung der richtigen AP,
Mischel sein 12mm Nagler (2,7mm AP) tut sehr gute Dienste und ich kann ohne
Filter das schöne Trapez aus schwachen Sternen im PN erkennen, mit [OIII]
scheint mir dann der PN auf der Westseite etwas heller...ich sollte echt mal
meine Abell Beobachtungen sammeln und zusammenschreiben, die Idee von
Stathis - Abell PN's zu beobachten ist eine sehr gute
jetzt noch eine Arp-Galaxie, NGC 7757, diese Galaxie hat ähnlich wie Abell 70 einen Begleiter im Galaxienkörper sitzen. Dieser wurde ursprünglich fehlerhaft als NGC 7756 katalogisiert, wurde im neuen NGC-Katalog aber schon berichtigt, leider konnte ich die Helligkeit der Galaxie nicht herausfinden, vielleicht kann mir wer weiterhelfen?? Auf jeden Fall war die Galaxie etwas außerhalb des helleren Bereiches im 24" recht gut auszumachen, ansatzweise tauchen auch Spiralarme auf, die aber trotz dieser Öffnung immer noch schwer zu fassen sind, im 16" meine ich die Galaxie auch gesehen zu haben, vom Ansatz der Spirlarme jedoch nichts zu sehen
Ich gehe mal wieder zu Roland, der hat den Knaller der Nacht eingestellt und meint den Zentrastern von M57 ständig direkt zu sehen, M57, naja, ich tue mich mit diesem Stern immer schwer und schaue durch...ey...das gibts doch nicht...Roland hat recht, in 21" Öffnung und Superseeing steht der Stern einfach so da...ohne zu fragen Roland hat die abwegige Idee den zweiten Zentralstern in M57 zu jagen...auf die Idee wäre ich nie gekommen, ich schaue also mal ohne zu wissen wo und mir fällt tatsächlich was auf, genau so wie Roland an der gleichen Stelle, Mischel sieht ihn auch, kurz im Laptop geprüft und Bingo, wir haben den zweiten ZS in M57 geknackt, ich werd wahnsinnig, die Begleitgalaxie IC 1296 ist übrigens leicht zu sehen und erscheint flächig
Roland stellt noch mal den Blue Snowball ein bei 680x, wow, so hab ich den auch noch nicht gesehen, während man sonst die Schalen nur ansatzweise sehen kann, knallen die hier richtig durch, die Öffnungen und Knicke der Schalen sind deutlich zu sehen, die Farbe auch...grün grün und nochmal grün, selbst für Farbblinde wie mich
als Abschluss noch mal Mars mit allen Öffnungen, die Luft steht mal wieder, Roland versucht Einzelheiten zu identifizieren und kommt zum Ergebnis, dass mal wieder unter 0,5" Auflösung zu machen ist
etwas früher hatten wir noch Uranus beobachtet, Einzelheiten waren zwar nicht zu sehen, ich hatte aber das Gefühl, dass es kurz davor war, naja, 4 Monde waren aber zu sehen, hab mir leider nicht gemerkt welche, Roland wird sicher noch was dazu schreiben
So gingen 3 sehr gute Nächte zu Ende, Fönsturm vereitelte die 4. Nacht und ließ uns bei ein paar Bier die hinter uns liegenden Beobachtungen auswerten und diskutieren...Großglockner, wir kommen wieder...