AZ - Einarmmontierung
- für 6" f/5 Refraktor -



montierter 6" f/5 Refraktor


Konzept

Ziel war es es, einen 6" f/5 Refraktor mit etwa 13kg Gesamtgewicht möglichst einfach azimutal zu montieren.

 

Die Wahl fiel auf eine azimutale Einarmgabel, anstatt einer klassischen Dobsonmontierung mit doppelten Seitenwänden.

Durch das nur einseitig benötigte Höhenlager ergeben sich Vorteile bei der Teleskopmontage. So wird das Instrument ähnlich wie bei einer parallaktischen Deutschen Montierung einfach an die vorhandene Prismenschiene geklemmt.

Als Nebenprodukt bleibt die Teleskopseite komplett offen, was beim Einblick und Handhabung ungewohnte Freiheiten ergibt.


Gesamtansicht/Aufbau

Als Werkstoff wurde für das Grundgerüst 40mm starkes Multiplexholz verwendet. An die 64cm messende runde Basis schließt die 110cm hohe Seitenwand an, die durch unterschiedlich hohe (Freiheiten beim Durchschwenken) seitliche Abstützungen aus 15mm Muliplex stabilisiert wird. Teleskopabgewandt befindet sich noch ein seitliches Ablage für die Aufnahme von 3" Zubehör.



teleskopseitig



teleskopabgewandt


Höhenlager

Das Höhenlager wird durch eine zentrale Achse (M10) mit zwei Kugellagern in der seitlichen Wand gehalten. Das Rad selbst misst 20cm und wird durch drei 25mm messende Teflonpads unterstützt, die wiederum axial an einen klassischen Ebony-Star Belag der seitlichen Wand gedrückt werden. Durch das metrische Gewinde der zentralen Achse kann durch Anziehen des gesamten Rades an die Seitenwand die Friktion feinfühlig gesteuert werden.

Zusätzlich zur Führung durch den zentralen Bolzen wurden zwei Laterallager angebracht. Diese wurden mit jeweils einem Kugellager versehen, welches direkt auf dem runden Höhenlager läuft. Das Holz des Höhenlagers wurde an der Lauffläche fein verschliffen und mit Epoxy gehärtet, sodass die Lauffläche des Holzes nicht einläuft.

Zur Teleskopaufnahme dient eine handelsübliche Prismenklemme für Losmandyschienen. Die Klemme ist um 30mm nach unten versetzt, um den durch das schweren 3" Zubehör außeraxialen Schwerpunkt abzufangen. Die Klemmschraube wurde zur besseren Erreichbarkeit verlängert. An der Prismenschiene wurde Objektivseitig ein Anschlag angebracht, um ein komplettes Durchrutschen der Schiene zu verhindern.

Am Höhenrad wurden radial zwei Nylongewindestangen angebracht, die ein versehentliches komplettes Abkippen des Teleskops bei z.B. Okularwechsel zu verhindern. Diese schlagen dann bei unkontrollierter Bewegungen an die Unterstützungslager an. Das für den horizontalen "Fall" angebrachte Gewinde wird auch für die einfachere Teleskopmontage genutzt werden, wenn noch kein Okular (zum Erreichen des Schwerpunktes) eingesetzt wurde.



Höhenrad mit versetzter Prismenklemme



Höhenrad mit den drei Teflonpads

 


Ebony-Star Belag an der Seitenwand mit zentralem Kugellager



Unterstützungslager mit Langlöchern für die exakte Ausrichtung




Azimutlager

Azimutlager

Klassische Lösung eines Dreiecks aus 15mm Multiplex, welches zentral durch ein kugelgelagerten Zapfen (M8) gehalten wird. Eine Friktionseinstellung ist nicht möglich, auch nicht durch Anziehen des Dreiecks gegen die runde Basisplatte.

Verwendet wurden jeweils 40mmx50mm Teflonpads. Direkt unter den Pads steht das Dreieck auf M8 Hutmuttern.


In der Praxis...

- Trotz des relativ kurzem und leichtem Teleskops wirken am oberen Ende der Seitenwand enorme Torsionskräfte. Diese waren erst durch das Anbringung einer Karbonplatte und dem stirnseitigen laminieren der Seitenwand zu beherrschen.
- Eine höhere Seitenwand (110cm) ist aufgrund der Torsionskräfte und der Kippmomente nicht zu empfehlen. Bei höheren Wänden rate ich zu einer noch breitere Basisplatte und versteiften Seitenwand.
- Durch die bewusst schwer gehaltene Bauweise erreicht die Montierung ein Gesamtgewicht von etwa 18kg. Eine klassische Lösung mit zwei Seitenwänden ist rein vom Gesichtspunkt des Gewichtes im Vorteil. Auch kommerziell erhältliche Lösungen von Alt-AZ Montierungen auf klassischen Stativen werden mitunter leichter ausfallen. Durch den stabilen Griff im Schwerpunkt ist aber eine problemlose Handhabung gewährleistet.
- Die Vorteile der einseitigen Befestigung des Teleskops wird durch ein deutlich erhöhten Bauaufwand relativiert. Eine reine Gewichtseinsparung ist dadurch nicht erreichbar.
- Trotz aller Schwierigkeiten ist die Montierung sehr intuitiv zu bedienen. Nach den ersten Praxiseinsätzen hat sich das Konzept bewährt. Auch bei höheren Vergrößerungen (200x+) zeigt sich eine sanftes Bewegen ohne Losbrechmoment oder störendem Backlash.