20" f/4 Dobson
First Light März 2012 des 20" f/4 Dobson in den noch schneebedeckten deutschen Voralpen |
Um den 25mm dicken 20" f/4 (498/2011) Spiegel sollte ein möglichst robustes Instrument verwirklicht werden, welches auf die "harten" und viel genutzten heimischen Beobachtungen spezialisiert werden sollte. Neben schnellem, unkompliziertem und werkzeuglosem Aufbau wurde besonders wert auf Praxistauglichkeit wie Justierstabilität, perfekte Bewegung und einfacher Transport Wert gelegt. Ein extremer Leichtbau kam daher nicht in Frage. Die Komponenten wurden aus klassischen Materialien wie Multiplexholz und Alu in meist überdimensionierten Abmessungen gebaut. CFK kam nur an ausgewählten und gewichtssensiblen Stellen zum Einsatz. Besondertheiten findet man beim OT z.B. im geschweißten 8-eckigen Alumonoring mit schweren Anbauteilen wie Sucher, Filterschieber und schwerem Crayfordauszug trotz des leichten Hauptspiegels. Der UT ist klassisch ausgelegt mit hohem Schwerpunkt, der durch eine hohe Box und stabilen Aluhöhenrädern umgesetzt wurde. Den Zugang zur durch zwei Justierschrauben zu betätigenden Hauptspiegelverstellung findet man von oben auf der Oberkante der Spiegelbox. Die Rockerbox wurde ebenfalls klassisch gehalten und ist durch den leichteren Kreisausschnitt, der die Fußführung darstellt gekennzeichnet. Durch Ausfräsungen an den für die Stabilität unwichtigen Stellen wurde versucht das Gewicht trotzdem so niedrig wie nötig zu halten. |
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Gesamtansicht des Alu-Monorings vor der Eloxierung
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Oberer Tubus (OT) Tubusring
Okularauszughalterung
Dazu wurden an den Stirnseiten eines Profilabschnittes jeweils zwei
3mm dicke Alubleche geschweißt, die für sich jedoch nicht ausreichend
stabil gewesen wären. Verbindet man jedoch beide Laschen mit einem exakt
zwischen die Laschen passendes Profil und verbindet OAZ, Filterschieber,
Laschen und Zwischenprofil, entsteht ein extrem steife
Sandwichkonstruktion, die selbst bei schwersten Beladungen keine
Durchbiegungen zeigt. Die Außenseite des Innenprofils wurde länger
belassen und eine Aufnahme für ein Stangenpaar angebracht
Fangspiegelhalterung Der Fangspiegelhalterohr sitzt wiederum in einem 85/75mm Alurohr, was direkt mit der Fangspiegelspinne verbunden ist. Das Halterohr hat also insgesamt neben den Freiheitsgraden der Drehung und Höhenverstellung jeweils 5mm Verstellbereich in den Seiten. Die Verstellung erfolgt in zwei Ebenen über Polyamidschrauben. Aufgrund der Justierunanfälligkeit der gesamten Teleskopkonstruktion ist es aber nicht mehr notwendig den Fangspiegel bei einer Feinjustage mitzujustieren.
Fangspiegelspinne Ringseitig wurden sie mittels Augenschrauben befestigt. Die M6
Augenschraube wurde dabei längs so aufgesägt (Eisensäge), dass das
Spinnenblech exakt hineinpasst und durch eine flache M6 Schraube mit
Rundkopf und schmaler M6 Mutter gequetscht wird. Ein Ausreißen einer
Klebe- oder Lötstelle ist so nicht mehr zu befürchten.
Fangspiegelheizung Das Batteriefach ist mittels Klettband im Inneren des FS-Halters angebracht. Dieses kann leicht abgenommen werden, von der Steckverbindung gelöst und die Batterien eingesetzt werden.
Stangenaufnahme |
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Bolzen als Sicherung - links die abgeschliffene Seite der "Standardnase"
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Sucher/Sucherhalterung Ein großes Manko aller (mir bekannten, Stand 2012) aus fernöstlich stammender Produktion stammender Sucher ist deren werksseitig falsch angebrachte Sicherungsnase. Die Nase, die ursprünglich ein Herausrutschen des Suchers nach unten (Richtung Boden/Spiegel/Füße) verhindern soll, ist jedoch nicht wie erforderlich himmelsseitig (objektivseitig) angebracht, sondern sitzt okularseitig. Bei nicht ordnungsgemäßer Klemmung des Suchers am Sucherschuh kann der Sucher also samt Halterung aus dem Sucherschuh herausrutschen, ohne dass die falsch herum angebrachte Nase dies verhindern könnte. Eine Veränderung dieses nicht zu vernachlässigenden Problems ist zwingend erforderlich und kann mit wenig Aufwand gelöst werden.
Sucherhalter Die vordere (objektivseitige) Kante des Halters ist aus Vollmaterial (Druckgussalu) ausgelegt und kann daher angebohrt und bearbeitet werden. Hier wurde ein M5 Bolzen so angebracht, dass dieser wenige Millimeter unterhalb des Abschlusses des Halterfußes hinaus steht und so als neuer Sicherungsbolzen dienen kann.
Sucherschuh |
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obere Stangenbefestigung - "L Winkel" mit Aussparung für die OT Aufnahme |
Stangen Um den Schwerpunkt so tief wie möglich zu halten, wurde als Stangenmaterial auf Kohlefaser zurückgegriffen. Der Außendurchmesser beträgt 26mm bei 1mm Wandung. Die Prepreg-Wickelrohre sind bei ca. 1,3m Länge trotz des schweren Hutes ausreichend steif und neigen nicht ansatzweise zu Schwingungen. Obwohl die Stangen durch Wickelbindung relativ unempfindlich (im Gegensatz zu pultrudierten Rohren) auf Bruch durch Bohrung und/oder Quetschung reagieren, wurden auf Höhe der oberen Bohrungen Holzeinsätze eingeklebt. Aufgrund einer klassischen Quetschklemmung am unteren Ende wurden die Stangen mit einer CFK Hülse verklebt, die die Wandung erhöht und das Bruchrisiko gegen Null gehen lässt. Zusammengefasst sind die Stangen mittels eines einfachen L-Aluwinkels in insgesamt vier Stangenpaare. |
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Gesamtansicht der Spiegelbox
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Untere Tubus (UT)
Spiegelbox Die Abmessungen betragen 62x62x40 (B/L/H). Die Abmessungen in B und L wurden so gewählt, dass der Monoring bündig auf der Oberkante Platz findet. Die relativ große Höhe ist dem hohen Schwerpunkt geschuldet (leichter Hauptspiegel / schwerer OT) und verhindert große Überhänge der Höhenräder. Verbunden ist die komplette Holzkonstruktion nur durch Leimverbindung. Es wurde keine einzige Schraube verbaut. Durch die beiden Zwischenböden, die gleichzeitig als Blende dienen, weist die Kiste trotz dünnwandigem und klassischem Material eine enorme Steifigkeit auf. Zur weiteren Versteifung und Stabilisierung der Kanten wurden diverse Verstrebungen und Leisten eingeleimt. Die Griffe wurden ebenfalls verstärkt. Für die Hauptspiegelverstellung wurde der untere Zwischenboden genutzt. Darin wurde eine Stahl - Gewindemuffe gedreht und durch Epoxydharz und Stahlanschläge in ihrer Position gesichert. Die Position des unteren Zwischenbodens wurde innerhalb der Kiste so gewählt, dass dieser exakt auf Höhe des Spiegels liegt. Durch den knapp größeren Durchmesser konnte auf Seitenanschläge verzichtet werden - der Spiegel ist außer den lateralen Lagern rundherum gegen Schläge geschützt.
Höhenräder
Querstreben
UT - Klemmböcke
Hauptspiegelzelle Die Hauptspiegelverstellung geschieht über zwei Punkte. Dafür werden zwei Gewindestangen durch die Zwischenböden der Spiegelbox geführt. Im unteren Boden ist ein Gewinde angebracht, welches bei Drehung der Gewindestangen diese in der Höhe verändert. Die Enden der Gewindestangen sind mit der Zelle verbunden und Heben- bzw. Senken diese bei Drehung. Eine Beschränkung auf nur zwei Justierpunkten wurde bewusst gewählt, da dies eine komplette Verschiebung der Zelle und der damit verbundenen Fokuslagenänderung und Schwerpunktlagenänderung verhindert. Auch mit zwei Justierpunkten ist eine Justierung der Zelle in allen Richtungen möglich.
Laterale Lager Direkt an dem Bolzen, der beide Lager hält, sind die Hochschlagsicherungen angebracht. Diese bestehen aus 3mm Teflonplatten und können bei Spiegelausbau zurückgeklappt werden. Vorteil der hochstehenden Sicherungen ist die geringe Obstruktion kombiniert mit der hohen Festigkeit. |
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Gesamtansicht Rockerbox mit Fuß
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Rockerbox Rockerbox Auf der Unterseite der Box ist
originales Ebonystar verleimt.
Fuß Die Holzdreiecke bilden die
Aufnahme für die Teflonklötze, den drei eigentlichen Füßen und der
Führung bzw. dessen Halterung. |
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Monoring, der auf allen vier Seiten gegen Verrutschen gesichert ist |
Transportkonzept Die gesamten Abmessungen der Spiegelbox sind so gewählt, dass der Monoring auf der Oberseite transportiert werden kann. Seitlich wird der Ring durch die Höhenräder, vorn durch die Querstreben und hinten durch kleine CFK Plättchen gehalten. Der Spiegel bleibt in der Spiegelbox, wodurch sich ein maximales Gesamtgewicht von 26,9kg ergibt. Dieses "Pack" kann anschließend in die Rockerbox gestellt werden und so sehr platzsparend in jedem Mittelklassewagen transportiert werden. Hauptaugenmerk wurde auf möglichst robuste und stabile Konstruktion gelegt, wodurch das Gewicht zwar höher ausfiel, jedoch für ein 20" Teleskop immer noch als handlich zu bezeichnen ist und auch von "zierlichen" Personen bzw. über längere Tragewege zu bewegen ist. Gewichte
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